Heft 
(2019) 108
Seite
121
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Fontanes Arbeitsumgebung  Seiler 121 aus der Erinnerung von Fontanes Sohn, wenn er vermutet, dass eines der Medaillons Paul Heyse zeigte. Bei Eggers´ Tod acht Jahre alt, hatte er sich immerhin eine Herkunft aus dem»Tunnel«-Kreis gemerkt. Der entscheiden­de Fingerzeig ergibt sich aber aus etwas anderem: aus einem Foto von Eg­gers´ Wohnräumen, aufgenommen wahrscheinlich als letzter Blick auf sie in den Tagen nach seinem Tod. Hier nämlich ist über einer Tür ein Gipsme­daillon mit einem ähnlich bärtigen Mann zu sehen, wie ihn das Schreib­tischbild Fontanes zeigt. Bemerkt hat das schon Klaus-Peter Möller, ohne allerdings eine Identität der beiden Stücke in Erwägung zu ziehen. 30 Eben dieser Fall liegt aber vor, und der Porträtierte ist niemand anderes als Friedrich Eggers selbst. Um das zu belegen, muss etwas ausgeholt wer­den, da es einen urkundlichen Beweis nicht gibt. Zunächst einmal kann man sich an die physiognomische Ähnlichkeit und die Parallelen in den bei­den Medaillons halten, den charakteristischen Vollbart, den Halsbogen, die Haartracht, auch wenn die Zeichnung zu einem etwas anderen Typus hin tendiert. Zu bedenken ist aber, dass bereits der Aufnahmewinkel für die beiden Ablichtungen unterschiedlich war und auch die Beleuchtung im Fal­le der Blitzlichtaufnahme anders. Außerdem musste der Stecher die Kontu­ren vereinfachen, weshalb er etwa das Ohr in die Haarwelle einbezogen haben dürfte. Kein Rätsel ist, wie Eggers an ein solches Porträt von sich gekommen sein kann. Als Herausgeber des Deutschen Kunstblattes unterhielt er die besten Beziehungen zu der Berliner Künstlerwelt insgesamt, besonders enge aber zu dem Bildhauer und Porträtisten Bernhard Afinger(1813–1883). Jahr für Jahr weist er auf dessen Arbeiten in seiner Zeitschrift hin, berichtet von Werkstattbesuchen und lobt immer wieder die hohe Kunst der von ihm geschaffenen Porträt–Medaillons. Die umfangreichsten Würdigungen Afin­gers überhaupt erscheinen in Eggers´ Kunstblatt. 31 Was liegt näher, als dass er auch sich selbst von ihm einmal hat porträtieren lassen? An die zweihun­dert solcher Bildnisse und Skulpturen soll Afinger im Laufe seines Lebens Links das gerundete Medaillon aus dem Holzschnitt des Schreibtischbildes, rechts das Medaillon aus dem Zimmer von Eggers.