Heft 
(2019) 108
Seite
122
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122 Fontane Blätter 108 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Friedrich Eggers(1819–1872) mit etwa 40 Jahren angefertigt haben, auch von dem»Tunnel«-Mitglied Franz Kugler schuf er eine Büste 32 Eggers konnte sich da jederzeit eingereiht haben. Was aber verband Fontane mit Eggers? Der Briefwechsel, vor zwanzig Jahren veröffentlicht 33 , lässt auf ein freundschaftliches, wenn auch nicht ganz symmetrisches Verhältnis schließen. Der wenig ältere Eggers hat sich stets mehr um Fontane bemüht als sich dieser um ihn. Das gilt auch für die anderen»Tunnel«-Freunde, denn Eggers war ein bisschen überspannt, übereifrig und selbstgefällig, ebenso aber auch naiv anhänglich. Alle wuss­ten zudem, dass er homosexuell war. Zu Beginn ihrer Bekanntschaft, 1846, als Fontane es noch nicht wusste, bemerkt er einmal zu von Eggers ihm zugeschickten Versen, es müsse etliches gestrichen werden, insbesondere sei»das Liegen an der Männerbrust ganz überflüssig«. 34 Später sah er wie die anderen gelassen darüber hinweg. Als er Eggers 1855 zum Geburtstag gratulierte, schrieb er nach Aufzählung einer ganzen Serie von Wünschen: »Eine Frau wünsch´ ich Dir nicht mehr und empfehle Dir, in Stunden wo Du schwankst, den ›Michel Angelo‹ von Paul Heyse zu lesen« 35 , also statt sich an Frauen an die Kunst zu halten. Gleichwohl war das Verhältnis zeitweilig getrübt. Als Redakteur war ­Eggers notorisch unzuverlässig, druckte bestellte Artikel oder druckte sie nicht und erregte auch durch seine kapriziöse Kleidung gelegentlich Miss­fallen. Seine offene Herzlichkeit ließ es zu nachhaltigen Verstimmungen aber nicht kommen. Man betrachtete ihn wie ein großes Kind, der engere