Heft 
(2019) 108
Seite
135
Einzelbild herunterladen

»Nur ein Neufundländer« Selbmann 135 Leerstelle der Beschützung freilässt, die Crampas sofort auszufüllen bereit ist:»Ich kann Sie nicht allein lassen, gnädge Frau.«(180) 6.» Rollo spielt den Zurückhaltenden«: Signalwirkung Die Verweisungen um und mit Rollo werden schließlich so dicht, dass sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit gelangen. So kann der Hund Rollo sogar zu einem zwiespältigen Indikator für Innstetten werden. Dieser hat längst be­merkt, dass sein bisher so treu ergebener Hund nach seiner Bindung an Effi ihm gegenüber»den Zurückhaltenden« spielt; denn er»legt mir nicht mehr die Pfoten auf die Schulter«(201) wie bei der Einführung in Kessin. Wieder fragt Innstetten das Tier so, als könne er eine verständliche Antwort erhal­ten(»Was ist das mit dir?«); stattdessen erfährt er eine gestische, höchst in­terpretationsoffene Reaktion:»Rollo strich an seinem Herrn vorbei und we­delte.« Innstettens Deutung ist so falsch wie richtig, auf jeden Fall aber selbst interpretationsoffen; so undeutlich drückt er sich dann auch aus:»Der ist nicht recht zufrieden, entweder mit mir nicht oder mit andern. Nun, ich will annehmen, mit mir.«(201) Wie sehr Rollo auch für Innstetten zu einer Pro­jektionsfläche wird, die zugleich auf ihre Deutbarkeit abgeklopft wird, zeigt die Fortsetzung des Gesprächs, bei der Effi den glücklicherweise hinter sich gebrachten»Spuk« in Kessin aus»Angst« zu einem immer wiederkehrenden Ereignis verdichtet»wieder« taucht allein in einem Satz viermal auf und über dieses»wieder« mit dem Hund verbindet:»Rollo schlug wieder an« (205). Der Erzähler solidarisiert sich hier sogar mit Innstetten, indem er die­sen auf die Fragwürdigkeit von Zeichendeutungen hinweisen lässt:»Aber er hatte lange genug gelebt, um zu wissen, dass alle Zeichen trügen«(205). Hat man hier ein halbironisches, selbstreflektorisches und gar poetologisches Signal Fontanes vor sich? Schließlich spricht hier einer, der selbst eine fast unendliche Fülle solcher»Zeichen« ausgestreut und zu ihrer tiefsinnigen Deutung geradezu aufgefordert hat. Dabei kann es durchaus auch sein, dass der Hund mit seinem Verhalten keinerlei interpretierbares Zeichen aussen­det, obwohl oder gerade weil es vom Erzähler ausdrücklich erwähnt wird: »Rollo, der, als sie plaudernd durch den Tiergarten hinfuhren, nebenher­trabte«(247). 7.» so was wie Rollo haben sie hier gar nicht«: Zusammenführung Roswitha, deren Nähe zu Rollo der Roman immer mehr vereindeutigt hat, holt den Hund schließlich nach Hohen-Cremmen; es braucht dazu nur den von Effi geäußerten Wunsch(319:»wenn ich einen Hund hätte«), verbun­den mit der Betonung einer intellektuellen Ausnahmestellung Rollos(320: