164 Fontane Blätter 108 Rezensionen bis 1910 erschien(21 Bände in 2 Reihen, davon vier Bände Briefwerk, 1 Band Causerien über Theater) und die der Verleger-Sohn als vollständigere»große Gesamtausgabe« der vergleichsweise kleinen, von Emil Dominik begonnenen Ausgabe der Gesammelten Romane und Novellen(1890–91, 12 Bände) gegenüberstellte; – die von Kurt Schreinert und seinen Mitarbeitern mit so großem Engagement edierte Ausgabe Sämtliche Werke, die 1959 bis 1975 im Nymphenburger Verlag erschien, daher Nymphenburger Ausgabe(NFA oder NyA) genannt wird(24 Bände, die teilweise wie wissenschaftliche Abenteuerexpeditionen aussehen, davon 3 Bände Causerien über Theater, dazu noch großformatige Reprints der drei Kriegsbücher, kein Briefwerk); – die von Walter Keitel mit so viel Elan begonnene und später von Helmuth Nürnberger fortgesetzte Ausgabe der Werke, Schriften und Briefe, die 1969 bis 1997 im Hanser-Verlag erschien, deshalb Hanser-Ausgabe(HFA) genannt wird(22 teils voluminöse Dünndruck-Bände, davon 4 Bände Briefe mit einem Apparat in zwei Teilbänden, 1 Band Theaterkritiken), die mit all ihren überarbeiteten und aktualisierten Lizenz-Ausgaben(Ullstein, dtv, Wissenschaftliche Buchgesellschaft u. a.) den Markt überschwemmte. Die zuletzt erschienenen Bände der GBA sind die eindrucksvolle Antwort der Herausgeber auf die Frage nach der Zukunft dieser Ausgabe: Reisetagebücher(2012), Von Zwanzig bis Dreißig(2014), Jenseit des Tweed(2017), Theaterkritiken(2018). Die GBA ist ein weiterer anspruchsvoller Versuch, eine zuverlässige Grundlage für die Erforschung und Rezeption des Werkes Fontanes zu erarbeiten, das aufgrund seiner Quantität, seiner Vielfalt und der komplizierten Überlieferungslage editorisch noch nie vollständig erschlossen wurde. Als lebendiges Laboratorium und wissenschaftliches Großprojekt verdient die GBA die Aufmerksamkeit und Unterstützung der Wissenschaftler, der bestandshaltenden und wissenschaftlichen Institutionen und der forschungsfördernden Stiftungen und Institutionen. Es gibt kein vergleichbares Editionsprojekt zu Fontane mit ähnlich hohen Ansprüchen und editorischen Standards, die sich im Laufe der Edition entwickelten. Es bleibt zu hoffen, dass es den Herausgebern gelingen wird, Mittel und Wege zu finden, die nötigen Kräfte freizusetzen, Unterstützung einzuwerben und Mitarbeiter zu integrieren, um ein rasches Erscheinen der noch fehlenden Teile auf dem bisherigen hohen Niveau der Ausgabe abzusichern. Als Arbeitsprojekt der Göttinger Arbeitsstelle sind die Abteilungen III, IV und VIII ausgewiesen. An anderen Stellen gibt es offenbar noch ziemlich weite weiße Felder abzustecken. Das anspruchsvollste Projekt, die Edition des Briefwerks, steht offenbar noch nicht auf der Agenda. Die GBA gehört zu den Glanzstücken des Aufbau-Verlags, der sich eine Zeitlang stolz ›Fontane-Verlag‹ nannte. Sie hat in sämtlichen bisher erschienenen Teilen alle anderen Editionen als Standard-Ausgabe abgelöst. Zu den Herausgebern der GBA und einzelner Bände gehören Wissenschaftler wie
Heft
(2019) 108
Seite
164
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