Heft 
(2019) 108
Seite
169
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Fontanes Theaterkritiken  Möller 169 Texte. Dass diese Abteilung eine wertvolle Ergänzung der Edition darstellt, unterliegt allerdings keinem Zweifel. Einige der in der NFA enthaltenen Texte wurden in diese Abteilung ein­geordnet, weil sie aus formalen oder inhaltlichen Gründen nicht als Theater­kritiken angesehen wurden. Ein Text wurde völlig ausgeschieden, weil die Verfasserschaft Fontanes anzuzweifeln ist. Es handelt sich um die Rezension über die Vorstellung des französischen Theaters vom 17. Januar 1874 (NFA Bd. 22/3, S. 125–127), der auch in der Bibliographie verzeichnet ist (7.1874.01.20.2). Auf Leerstellen wurde sonst im Kommentar dankenswerter Weise mit einem Pfeil hingewiesen(z.B. Bd. 4, S. 61, 72, 77). Ein vergleichba­res Verfahren hätte sich vielleicht auch hier angeboten. Die Entscheidung wird im editorischen Bericht(GBA VIII, 5, S. 722 f.) begründet. Die erst kürz­lich freigeschaltete aktualisierte Online-Ausgabe der Bibliographie weist in einer Anmerkung auf diesen Sonderfall hin:»Einer Mitteilung von Debora Helmer zufolge stammt diese in der NFA abgedruckte Kritik nicht von Fon­tane, da er das gleichzeitig aufgeführte Stück von Max Ring ›In Charlotten­burg‹ besuchte.«(https://www.fontanearchiv.de/bibliographie/35002093/) In diesem Fall war gewiss Vorsicht geboten. Die Kritik über die Aufführung des Stücks von Max Ring ist mit»Th. F.« gezeichnet, der Text über die Auf­führungen des französischen Theaters vom selben Abend erschien anonym. Für die Autorschaft dieser Texte sind damit mehrere Möglichkeiten in Be­tracht zu ziehen, auch die Möglichkeit»unechter Theater-Kritik«. Auch die Feststellung, dass Fontane ein Ticket für die von ihm rezensierte Auffüh­rung von Max Ring gekauft hat(Fontane-Chronik, Quelle: Haushaltsbü­cher), verlangt nach einer Erklärung. Unsicherheit hinsichtlich der Autorschaft gibt es offenbar auch bei an­deren Theaterkritiken. Das Sonderzeichen, mit dem erschlossene bzw. nicht signierte Texte Fontanes(Zeichenerklärung Bd. 4, S. 723, vgl. S. 755) mar­kiert wurden, weist darauf hin. Es findet sich 28 Mal, besonders betroffen sind die Kritiken über das französische Theater aus dem Jahr 1874 und die in der Abteilung Weitere Texte zusammengestellten Materialien. Gabriele Radecke hat in einem Beitrag in dem 2019 erschienenen Sonderband von Text+ Kritik zwei von Fontane selbst angelegte Verzeichnisse beschrieben, die zum Nachweis der Autorschaft genutzt werden können. Eine Online­Publikation dieser Listen etwa auf der Internetseite wäre eine sinnvolle Er­gänzung der Edition. Auch in anderen Fällen wurde der beschränkte Raum, der in Printausgaben zur Verfügung steht, durch Materialdokumentation im Internet erweitert, etwa bei dem Band GBA III, 3 Von Zwanzig bis Drei­ßig. Die Rezension über Max Rings In Charlottenburg hat Fontane in der achtseitigen Auflistung der von ihm 1871–1878 verfassten Theaterkritiken verzeichnet, die in der Berliner Staatsbibliothek verwahrt wird(Signatur St. 80), während die ausgeschiedene Rezension über das französische ­Theater dort nicht zu finden ist. Überhaupt sind in dieser Liste die Stücke