Heft 
(2017) 104
Seite
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Ein»Extrablatt« für den jungen Kritiker-Kollegen  Trilcke; Möller 19 ich nicht zu behaupten eine Thatsache vergessen worden, welche ich hier­mit nachzutragen mir erlaube: ›Herrn O. Brm. wurde neben der Eröffnung, daß ihm die Direktion den Besuch des Wallner-Theaters ferner nicht ge­statte, noch die Mittheilung gemacht, daß diese Maßnahme nur seine Per­son beträfe, und durchaus keine Anwendung auf irgend einen anderen Referenten der ›Vossischen Zeitung‹ habe‹, demzufolge erscheint es mir unbegreiflich, weswegen die geehrte Redaction, ohne den genauen That­bestand anzugeben und ohne die Gründe meiner Handlungsweise zu ken­nen, Stellung gegen mich nimmt und Schlußfolgerungen macht, die nicht zutreffend sind. Wenn ich es schon erklärlich finde, daß die Zeitung für ihren Mitarbeiter eintritt, so halte ich es doch für correcter, vorher den Sachverhalt genau zu ergründen, bevor man damit als Thatsache an die Oeffentlichkeit tritt, verurtheilend und feindlich gegen mich verfährt und mir Motive unterschiebt, die nicht vorhanden sind. Ihre Annahme, die mich und mein Theater betreffenden literarischen Arbeiten des Herrn O. Brm. seien die Ursache meines Vorgehens gegen genannten Herrn, ist al­lerdings richtig, durchaus irrig aber ist die Ansicht, als hätten die von Herrn O. Brm. geschriebenen Ausstellungen und Bemängelungen meiner Wirksamkeit mein Mißfallen erregt; der Tadel des Herrn O. Brm. kann mich wenig berühren, wohl aber der in seinen Aufsätzen vorherrschende beleidigende und herabwürdigende Ton, den er gegen mich anzuwenden sich erlaubt, und der mich in seiner Maßlosigkeit verletzt und empört. Je­der anständige Mensch darf wohl verlangen, daß man zu ihm und von ihm in der unter gebildeten Leuten üblichen Form spricht oder schreibt. Ob die von Herrn O. Brm. beliebte Ausdrucksweise der ›Vossischen Zeitung‹ würdig ist, will ich nicht beurtheilen, wohl aber habe ich das Recht und die Pflicht, ein Institut, wie das Wallner-Theater, das sich zu den besten seines Genres zählen darf und der Sammelplatz des kunstsinnigsten Publikums von Berlin ist, vor Insulten und Herabwürdigungen zu schützen. Man ver­sucht, mir den Vorwurf zu machen, als habe ich, durch mein gegen Herrn O. Brm. beobachtetes Verfahren die Redefreiheit, bez. die Freiheit der öf­fentlichen Beurtheilung verhindern wollen, indem ich eine abfällige Kritik unmöglich zu machen suchte. Das ist unrichtig; ich bin wohl im Stande den schärfsten Tadel ohne Erregung hinzunehmen, habe ich doch, seit den fünfzehn Jahren, da ich das Wallner-Theater mit ganz erträglichem Erfolg leite, Erfahrungen genug nach dieser Richtung hin gemacht, ohne jemals zu versuchen, die Herren Kritiker zu meinen Gunsten zu beeinflussen, aber ebenso wenig werde ich es dulden, daß man unter der Maske der ›Recen­sion‹ Schmähartikel gegen mich und mein Institut schleudert, und mich in hämischer, tendenziöser Weise beschimpft, und da ich keine Waffe habe, um mich gegen perfide Angriffe zu vertheidigen, so wird man mir wohl gestatten mein Hausrecht gebrauchen zu dürfen, und den Böswilligen die Mittel zu entziehen mich verunglimpfen zu können. Es kann mir nicht