Heft 
(2017) 104
Seite
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Die Tonalität gesetzter Zeichen  Nienhaus 51 ­Manuskriptkonvoluts des Stechlin verdankt sich u.a. dem unermüdlichen Sammeleifer Christian Andrees, der sich trotz schmalen Budgets früh um die Erschließung und den Ankauf erhaltener Autographen bemühte. 44 Die von Emilie Fontane angefertigte Satzvorlage ist für den Stechlin nicht er­halten. Die Textwiedergabe des Stechlin in der Großen Brandenburger Ausgabe ist Möller zufolge mit der jüngsten handschriftlichen Fassung deckungsgleich. 45 Entscheidend ist dies, da sich in den Satzvorlagen Fon­tanes letzte Korrekturen finden lassen. Aufschlüsse für die vorliegende Untersuchung liefert jedoch ein Blick in die Satzvorlage zu Unwiederbringlich.­In den letzten Korrekturen hebt sich dort deutlich die markante Nachzeich­nung der Klammern im Text hervor. III. Die typographische Klammer im kulturhistorischen Kontext poeti­scher Zeichensetzung Einen diachronen Bericht theoretischer Schriften zu Formen und Funktio­nen der Interpunktion bietet Stefan Höchli mit seiner Geschichte der Inter­punktion. 46 Diese umfasst den Zeitraum des 15. bis 18. Jahrhunderts. Die Klammer gehört Höchlis Beobachtungen zufolge zusammen mit dem Fra­gezeichen im 15. und 16. Jahrhundert zu den meistbesprochenen Satzzei­chen im deutschen Sprachraum. In diesen Jahrhunderten erfreut sie sich besonderer Beliebtheit, die jedoch für das 18. Jahrhundert nicht mehr ge­geben ist, wie er auf Johann Christoph Adelungs Schriften referierend feststellt. 47 Dabei zeigt Höchlis Auswahl und Zusammenstellung der theo­retischen Schriften, dass in diesen nicht nur die linguistische und rhetori­sche Funktion der Klammer erörtert werden, sondern auch ihre Form An­lass zu einer näheren Betrachtung gibt. 48 Albrecht Holschuh legt in seiner historisch perspektivierten Untersu­chung zur poetischen Zeichensetzung dar, dass die Entstehung eines ver­bindlichen Systems der Interpunktion auf das Jahr 1915 datiert werden kann. Man orientierte sich damals Holschuh zufolge an den Arbeiten Kon­rad Dudens aus dem 19. Jahrhundert. 49 Dabei verweist er zugleich auf den interpretatorischen Mehrwert einer Betrachtung der Zeichensetzung in li­­te­rarischen Werken. 50 Zur Entstehungszeit des Stechlin(1897/98) gewinnt folglich die Zeichensetzung im deutschen Sprachraum zunehmend an sys­tematischer Struktur und Stabilität. Alexander Nebrig und Carlos Spoer­hase betonen, dass trotz der anerkannten Allgemeingültigkeit der Richtlini­en von Duden bezüglich der Interpunktion den Schriftstellerinnen und Schriftstellern Freiräume gegeben sind, weshalb eine poetische Zeichen­setzung in literarischen Textzeugen keine Ausnahme darstellt. 51 Für das 19.  Jahrhundert gilt laut Nebrig und Spoerhase ein gleichgewichtiges ­Nebeneinander von»syntaktische[n] und rhythmische[n] Ordnungs­-