Heft 
(2017) 104
Seite
55
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Die Tonalität gesetzter Zeichen  Nienhaus 55 des Erzählverlaufs der Charakterisierung Czakos und tritt deutlich in sei­ner Kommentierung der Mesalliance des Ehepaares Katzler hervor, die ihm von Woldemar erzählerisch dargeboten wird. 74 Woldemar wird dort als»sekundärer nichtdiegetischer Erzähler« 75 präsentiert, indem er Er­myntruds Äußerungen zu ihrer Eheschließung in indirekter Rede wieder­gibt(vgl. 86–89). Die figuralen Benennungen und Einschübe indirekter Rede in oldemars erzählender Figurenrede dienen wieder der Erzähl­technik der Eigen- und Fremdcharakterisierung. Die Entscheidung von Ermyntrud für ein ›bürgerliches‹ Leben erfährt hier deutlich eine figurale Ironisierung und wird in der Unterredung Ermyntruds mit Dubslav kurz vor seinem Tod von ihr noch einmal aufgegriffen(vgl. 88). Durch die itera­tive ­Darstellung desselben Geschehens gewinnt der Erzähltext an Polyper­spektivität. Woldemars Erzählungen zeichnen sich durch Genauigkeit aus und enthalten sich diplomatisch einer direkten Beurteilung(156–158; 185 f.). Unterstrichen wird somit auch der ihm zugeschriebene lehrerhafte Charakter(vgl. 103, 281, 332). Die Darstellung von Polyperspektivität, Simultanität und fingierter Un­mittelbarkeit in Bezug auf das Ehepaar Katzler ermöglicht die Klammer in einer Passage, die der Wahlhandlung entstammt. Der Tod des Reichstags­abgeordneten Kortschädel von Rheinsberg-Wutz zwingt zu einer Reichs­tagsersatzwahl. Die Wahlhandlung präsentiert das oppositionelle Verhält­nis des Konservatismus und der Sozialdemokratie. Dubslav kandidiert für die Konservative Partei, während niemand an seinen Wahlsieg glaubt, nicht einmal er selbst(190–193, 212, 217). So erscheint der Wahlerfolg des Sozial­demokraten Torgelow durch indirekte Prolepsen vorbereitet. Die im Wahllokal anwesenden Figuren werden durch die Erzählerrede des pri­mären nichtdiegetischen Erzählers vorgestellt, dabei ist diese nicht frei von Einschüben des Figurentextes:»Unter denen, die sonst noch am Komi­teetisch saßen, befand sich auch Katzler, den Ermyntrud(wie Dubslav ganz richtig vermutet) mit der Bemerkung, ›daß im modernen bürgerlichen Staate Wählen so gut wie Kämpfen sei‹, von ihrem Wochenbette fortge­schickt hatte«(217). Auffallend ist der Tempuswechsel in der Klammer vom epischen Präte­ritum zum Präsens. Der Text in der Klammer besitzt mit der gewählten Zeitform ein Merkmal des Figurentextes. Bei der Auswahl der fokussierten Handlungseinheit kann von einer neutralisierten Opposition gesprochen werden, da der Erzähler wiedergibt, was sich Dubslav beim Betreten des Wahllokals darbieten muss. Die narratoriale Perspektive ist folglich latent figural und bekommt im Verlauf der Erzählpassage zunehmend eine figu­rale Gewichtung(217). Dubslav bleibt in der Klammer grammatikalisch die besprochene Figur, einzig der Parameter der Zeit gibt einen Hinweis auf Textinterferenz. Dargeboten wird in diesem Abschnitt mit der Klammer neben der narratorialen Perspektive auf Wladimir die figurale Perspektive