Die Tonalität gesetzter Zeichen Nienhaus 59 und war, während er sich beinah´ überschwenglich bedankte, so sehr aus dem Häuschen, daß Wrschowitz schließlich schelmisch bemerkte: ›Den Piffpaffschluß muß ich mir versagen, Herr Graff, trotzdem meine Vererrung(Blick auf Armgard) serr groß ist, fast so groß wie die Vererrung des Herrn Graffen vor Graff Oginski‹«(293 f.). Die Parenthese stellt die Einblendung der Erzählerrede in einer Passage der Figurenrede dar. Betrachtet man die sprachliche Gestaltung des Erzählerkommentars, fällt im Vergleich zu den hypotaktischen Erzählerkommentaren der elliptische Stil der Parenthese auf. Die Interferenz von Erzählertext und Figurentext bewirkt hier eine Angleichung der Erzählerrede an die Figurenrede. 81 Zugleich besitzt die Parenthese in ihrer Kürze einen szenischen Charakter und erinnert somit an eine Regieanweisung. Wrschowitz´ Charakterzug der Selbstinszenierung(vgl. 151) erfährt hierdurch eine ironische Perspektivierung durch den Erzähler. Auffallend ist, dass für die Redeweise Wrschowitz´ im Erzähltext durch den Erzähler auch phonetische Komponenten mitberücksichtigt werden(vgl. 358). V. Ein Platz für Zwischentöne Der Stechlin präsentiert mit dem Gespräch als primärer Darstellungsform differenzierte, situative Redeweisen. Die Figuren werden somit ebenfalls durch ihren Ausdrucksstil und damit über ihre sprachlichen Umgangsformen charakterisiert. Auffallend häufig wird im Erzähltext auf den Ton hingewiesen, in dem die jeweilige Rede gehalten ist. 82 Dies stützt die These, dass der präsentierte Erzähltext sich nicht in der stillen Lektüre erschöpft, sondern die polyphone Gestaltung des Romans erst durch die zusätzliche laute Lektüre zur vollen Geltung kommt. Der poetischen Zeichensetzung kommt hier eine Hilfsfunktion für die Intonation zu. Andreas Blödorn und Daniela Langer erkennen in der Interpunktion lediglich einen»unvollkommenen Ersatz« für das tonale Potenzial des Textes. 83 Dieser Position widerspricht Reinhart Meyer-Kalkus in seinem Beitrag zur Lautstilistik narrativer Texte. 84 Dort erörtert er die Vernachlässigung der»Klanggestalt der Literatur« und somit den narrativen Text kennzeichnende»Aspekte und Töne« in der literaturwissenschaftlichen Forschung. 85 Die Ausführung individueller Sprachstile im Stechlin wird in der Vertonung mit Gert Westphal hörbar. 86 Der Einsatz poetischer Zeichensetzung für die Sprachkomposition ist ein Stilmerkmal, das Fontaneserzählerisches Werk auszeichnet. In Bezug zur graphischen Gestaltung fällt auch die Kursivierung einzelner Worte auf, die auf eine besondere Betonung innerhalb der präsentierten Figurenrede oder Erzählerrede hinweist. In den Handschriften werden Kursivierungen mittels Unterstreichungen der entsprechenden Textstellen angezeigt. Barbara Naumann schreibt zur kursiven Setzung des ›Stechlin‹
Heft
(2017) 104
Seite
59
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