Die Tonalität gesetzter Zeichen Nienhaus 61 durch den gesellschaftlich brisanten Deutungshorizont der Gesprächsthemen und die inkompatiblen KonversationspartnerInnen, wie etwa Wladimir, Adelheid oder Wrschowitz, durchbrochen. Besonders die omnipräsente Dialogizität des Erzähltextes und die zahlreichen diegetisch analeptischen Erzählungen zu historischen Ereignissen reflektieren auf einer Metaebene die soziale Funktion des Erzählens. Handlung vollzieht sich auf metadiegetischer Ebene, besonders im Hinblick auf Textinterferenzen. Die Konzentration auf ein märkisches Adelsgeschlecht im Stechlin dient der Präsentation synchroner Zeitphänomene. Durch den gewählten Darstellungsausschnitt eines stagnierten wie antiquierten preußischen Junkertums(vgl. 223, 243, 299, 305, 379, 419) treten hierbei die thematisierten revolutionären Tendenzen der Zeit markant hervor(vgl. 51, 92, 121, 217, 314). Zugleich präsentiert der Stechlin mit seiner stilbewussten Form, die sich u.a. in der poetischen Funktion der Klammer zeigt, eine erzähltechnisch wohlgesetzte Regie. Der Klammer kommt gewissermaßen eine Hilfsfunktion zu, da sie die Darbietung polyphoner Sprechweisen und tonaler Nuancen ermöglicht. Der Stechlin zeichnet sich durch eine detaillierte Darbietung der unterschiedlichen Sozio- und Dialekte aus, jedoch geschieht dies nicht ohne erzähltechnische Verfahren. Diese hinterlassen Spuren im präsentierten Erzähltext und im Falle der Klammer kann von einer markierten Erzähltechnik gesprochen werden, die dem Anliegen einer ›realistischen‹ Darstellung eines polyphonen Gesellschaftspanoramas entgegenkommt und zugleich die poetische Funktion hervorhebt.
Heft
(2017) 104
Seite
61
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