Heft 
(2017) 104
Seite
127
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Die Verlagseinbände Theodor Fontanes(V) Wolpert 127 I. »Ich kenn einen Jäger, man heißt ihn ›Tod‹:/ Seine Wang ist blaß, sein Speer ist roth« 6 . In diesem frühen Gedicht, das Theodor Fontane wohl als 25jäh­riger geschrieben hat, ist schon etwas von dem zum Ausdruck gebracht, was Fontane ein Leben lang an dieser Farbe faszinieren, doch auch immer wieder irritieren wird. 7 Sehr viel subtiler als das frühe Gedicht, ja, fast verborgen bringt eine kleine Szene in Kriegsgefangen diese Ambivalenz von Leben und Tod in der Farbe Rot zum Ausdruck: Bei einem Aufenthalt im Bahnhof von Gray erinnert sich Fontane angesichts französischer Soldaten an den Aufsatz Hugo v. Blombergs Ueber das Theatralische im französischen Volkscharak­ter und stellt bei sich fest:»Welche natürliche Begabung sich zurecht zu machen, sich zu drapiren und ornamentiren! Es war nicht Einer unter ih­nen, von dem man nicht hätte sagen können: seht, welch ein Bild! Bei jedem ein Überschuß von Roth, aber immer kleidsam, als Gürtel, Schärpe, Auf­schlag.« 8 Was die Farbe Rot auch immer verschweigen mag, sie kleidet in der Literatur wie im Leben. Doch kleidet sie auch ein Buch? II. In den Tagen vom 8. bis zum 20. Dezember 1861, also unmittelbar nach dem Erscheinen des ersten Bandes der Wanderungen durch die Mark Branden­burg, schreibt Theodor Fontane eine ganze Reihe von Briefen an den Ver­leger Wilhelm Hertz, in denen es um die in einem roten Einband ausgelie­ferten Exemplare geht: Auslöser ist die am 8. Dezember 1861 von Fontane geäußerte Bitte an seinen Verleger, ihm zwei Exemplare der Wanderungen zuzusenden. Fünf Tage später, am 13., dankt er für die Sendung und merkt an:»Das rothe Exemplar darf ich wohl gelegentlich gegen ein grünes um­tauschen.« Am 15. dann bittet er darum, ihm zwei weitere»hoffnungsgrü­ne ›Wanderungen‹ zu schicken; das rothe Exemplar nehmen Sie wohl zu­rück, es ist zu Baedecker-haft.« Woraufhin er aber am 16. feststellen muß: »Das grüne Buch unter den zwei heut erhaltnen, ist wieder roth.« Und am 20. schließt die kleine Brieffolge rund um die Einbandfarbe Rot mit einer Bestellung weiterer Exemplare:»Ich bitte Sie aber freundlichst, mir die drei Exemplare( gebunden, nicht roth) auf die Redaktion zu schicken, da ich sie heimlich verschenken will« 9 Was steht hinter dieser Ablehnung eines roten Einbandes? Ist sie ein Einzelfall? Sind dem Autor nur speziell seine Wanderungen in einem roten Einband»zu Baedecker-haft« 10 oder sollte es tiefere Gründe geben? Wir wis­sen es nicht. Denn leider sind weitere schriftliche Äußerungen Fontanes­