Heft 
(2017) 104
Seite
135
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Die Verlagseinbände Theodor Fontanes(V) Wolpert 135 Ganzlederausgaben der frühen Buchausgaben Fontanes sind extrem sel­ten und liegen bislang soweit mir bekannt nur als Privateinbände vor. Mit einer Ausnahme: Bei dem Ganzledereinband eines Exemplars der 1887 im Verlag von Emil Dominik veröffentlichten»Zweiten Auflage« des Ro­mans Cécile könnte es sich möglicherweise um einen Verlagseinband han­deln. Bereits die erste Buchausgabe dieses Romans(Berlin: Dominik 1887) liegt in einem Verlagseinband vor, der was Fontane betrifft in seiner Gestaltung ungewöhnlich ist, 45 nicht aber im verwendeten Material, dem Kaliko. Sollte Emil Dominik bei der zweiten Auflage noch einen Schritt weiter gegangen sein und diese sogar in einem Ganzledereinband angebo­ten haben? Starke Abschabungen vor allem der Bünde zeigen, daß das Ein­bandmaterial tatsächlich aus Leder besteht und nicht wie so häufig in dieser Zeit aus Kaliko in Ledernarbung. Was auf den ersten Blick gegen die Möglichkeit, daß uns hier ein besonderer Verlagseinband vorliegt, spricht, ist zunächst das Einbandmaterial(Leder), daneben der Verzicht auf eine Titulatur auf der Vorderdecke, schließlich die Fadenheftung. Das Exemplar der ersten Ausgabe ist klammergeheftet, also maschinell gebun­den. Allerdings haben Verlage teilweise auch Einbanddecken separat an­geboten; die gleichmäßige Prägung zumindest kann eigentlich nicht durch Einzelstempel eines handwerklich arbeitenden Buchbinders geschaffen worden sein, sondern eher mittels einer Plattenprägung, also einer mecha­nisierten Bearbeitung in einer industriell arbeitenden Buchbinderei. 46 Das Leder des Einbands er mißt 18,1 x 12,6 x 1,8 cm hat die typische Nar­bung des Saffianleders und ist rotbraun eingefärbt. Die Vorderdecke zeigt eine reiche Goldprägung im Dentellestil, ein französischer Einbandstil des 18. Jahrhunderts mit ursprünglich spitzenmusterartigen Einzelstem­peln. Ein mehrfacher linearer Außenrahmen in den Ecken mit Diagonal­linien verbunden faßt das nach innen gerichtete Spitzenmuster; die Ecken sind zudem betont durch diagonal gestellte und ein wenig größere Dentel­les. Die zentral gesetzte Vignette besteht aus einem Kreis(Durchmesser 1 cm), der einen Achtpaß umschließt und selbst von einem Spitzenmuster umgeben ist; eine Kreislinie von feinen Punkt- und Sternchen-Stempeln im Wechsel trennen den Innenkreis vom Dentelle-Muster und ergänzen des­sen vier Spitzen(die Punkte jeweils paarweise in W und O, die Sternchen in N und S). Die Hinterdecke hat die der Vorderdecke entsprechende Au­ßenrahmung und ist ansonsten leer. Die innerste Linie ist von einer sehr feinen Punktlinie begleitet. Der Rücken ist gefeldert. Im zweiten Feld das Leder hier glatt stehen Verfasser und Titel. Das Titelschild wie auch die anderen Felder sind von jeweils einem doppelten Rechteckrahmen gefaßt, letztere mit feinen Spitzen und einem zentralen Sternchen ausgestaltet. Die Bünde sind erhaben und durch feine unterbrochene Linien zusätzlich be­tont. Die Stehkanten sind ebenfalls mit diesen unterbrochenen Linien in