Die Verlagseinbände Theodor Fontanes(V) Wolpert 137 Wahrscheinlichkeit darauf hindeuten, daß der Band im Auftrag des Verlages in derselben(Groß-)Buchbinderei entstand, wo auch die anderen Fehsenfeldschen Verlagserzeugnisse gebunden wurden, es sich also um einen Verlagseinband handelt«. 56 Doch eigenartigerweise wurde diese Buchausstattung – im Gegensatz zu den zahlreichen anderen Ausstattungsvarianten – von Karl Mays Verleger niemals beworben. Um zu eruieren, welche weiteren Fehsenfeld-Bände es in dieser Ausstattung gab, wendet sich Christoph Blau am Ende seines Beitrags mit einer Bitte an alle, die möglicherweise solche roten Karl May-Ausgaben kennen. Die Auswertung der Antworten zeigt, 57 daß sich zumindest 28 Exemplare verschiedener Auflagen – von einzelnen Auflagen auch mehr als nur ein Exemplar – in dieser Einbandvariante nachweisen lassen, 58 was Blau in seiner Überzeugung bestärkt, mit dieser roten Einbanddecke müsse ein vom Verleger beauftragter»Originaleinband« 59 vorliegen. Dieser Einband findet sich nun, wie gesagt, auch bei frühen Buchausgaben Theodor Fontanes. V. Drei Autoren: Fontane, Raabe und Karl May; vier Verlage, F. Fontane& Co. (Berlin), Otto Janke(Berlin), Wilhelm Hertz(Berlin) und Friedrich Ernst Fehsenfeld(Freiburg i. B.); eine Einbandgestaltung – zumindest hinsichtlich der Grafik der Vorderdecke. Damit stellt sich noch einmal die Frage neu: Haben die Verlage selbst diesen Einband in Auftrag gegeben? Wie konnte es aber dann zu dieser Übereinstimmung kommen? Oder könnte es nicht auch sein, daß es sich bei unserem roten Einband nicht um einen Verlagseinband im eigentlichen Sinne, sondern um einen Buchhandelseinband, nämlich um den eines Barsortimentes handelt? Das Barsortiment bildete seit der Mitte des 19. Jahrhunderts neben dem in Deutschland schon länger etablierten Kommissionsbuchhandel eine weitere Komponente des Buchhandels, welcher den geschäftlichen Verkehr zwischen dem Verlags- und dem Sortimentsbuchhandel vermittelte. Dennoch fand das Barsortiment in zeitgenössischen Lexika wie beispielsweise dem Brockhaus´ Konversations=Lexikon keine Erwähnung. Unter dem Stichwort Buchhandel 60 werden hier drei Segmente aufgelistet: (1) Der Verlagsbuchhandel beschäftigt sich mit dem Ankauf und mit der Vervielfältigung literarischer und künstlerischer Erzeugnisse. (2) Der Kommissionsbuchhandel betreibt die Vermittlung des geschäftlichen Verkehrs zwischen den Buchhändlern. Für den deutschen Buchhandel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es sieben Hauptkommissionsplätze: Leipzig, Stuttgart, Berlin, Wien, Budapest, Prag, Zürich.
Heft
(2017) 104
Seite
137
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