Heft 
(2017) 104
Seite
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138 Fontane Blätter 104 Vermischtes Die unumgängliche Zentrale aber, in welcher jeder Buchhändler Verleger, Sortimenter oder Antiquar seinen Vertreter, einen sog. Kommissionär ­stellt hatte, war Leipzig. (3) Der Sortimentsbuchhandel bzw. Einzelbuchhandel besorgt den Ver­trieb literarischer Erzeugnisse an das Publikum. Nicht erwähnt aber wird wie gesagt in dem Brockhaus-Artikel Buch­handel ein weiterer wichtiger Geschäftszweig des Buchhandels, nämlich das Barsortiment: (4) Das Barsortiment betreibt wie der Kommissionsbuchhandel eine Vermittlung des geschäftlichen Verkehrs zwischen dem Verlags- und dem Sortimentsbuchhandlung, allerdings auf eigene Rechnung. Kommission und Barsortiment sind also hinsichtlich ihrer Kalkulation zwei deutlich zu unterscheidende Wirtschaftsmodelle des Zwischenbuchhandels. Der Kom­missionsbuchhandel hält ein großes Lager mit Büchern zahlreicher Verlage bereit. Der Sortimentsbuchhändler gibt seine Bestellung an den Kommis­sionär; dieser liefert die gewünschten Bücher im Namen und auf Rechnung des Verlegers. Für seine Tätigkeit erhält er von den Verlagen und Sorti­mentsbuchhändlern bestimmte Vergütungen. Das Barsortiment hingegen unterhält wie der Kommissonsbuchhandel ebenfalls ein großes Lager gän­giger Bücher, kauft diese jedoch direkt in größeren Kontingenten in der Form von Rohbogen oder broschierten Exemplaren beim Verlag, läßt sie einheitlich maschinell binden und liefert sie auf eigenes Risiko und eigene Rechnung an den Sortimenter. Von den Verlegern erhält er dafür einen be­sonders günstigen Grosso-Rabatt. Schon der erste Barsortimenter(Louis Zander, Gründung 1852 in Leipzig) hatte interessanterweise Geschäftsver­bindungen zu einer Buchbinderei im Maschinenbetrieb. Neu gegenüber dem Kommissionsgeschäft war also, daß nun einheitlich gebundene Bücher »sortiert« am Lager gehalten wurden. Dieses Sortiment konnten die Groß­händler nun zu den gleichen Konditionen an den Buchhandel abgeben, wie ursprünglich die Verlage an ihre Händler, wenn diese denn auch sofort, also»bar« bezahlten. So entstand der Begriff»Bar«-Sortiment. 61 Zu den wichtigsten Vertretern der Barsortimenter im 19. Jahrhundert gehörte beispielsweise Friedrich Volckmar. Auch viele Fontane-Titel gingen durch seine Hand. Geboren 1799 in Soest, gründete er 1829 durch Übernahme der Sortimentsabteilung der Hartmannschen Buchhandlung in Leipzig seine eigene Firma, pflegte kurz­zeitig auch das Verlags-, bald aber ausschließlich das Kommissionsge­schäft. 1862 übernahm die Firma F. Volckmar von Louis Zander das Bar­sortiment. Dieser hatte 1852 in Leipzig das erste Barsortiment überhaupt gegründet. Neu an dieser Form des Buchhandels war, daß nun auch ge­bundene Bücher am Lager gehalten wurden, nicht mehr nur broschierte, wie bis dahin üblich. Zunehmend wurden große Teile von Verlagsauflagen meist in der Form von Rohbogen oder Broschuren und gegen Barzahlung