Heft 
(2017) 104
Seite
156
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156 Fontane Blätter 104 Vermischtes Die Bibliothek der Romane erfolgte Neuveröffentlichung des ­Leipziger In­sel-Verlages anzeigte. 10 Einige Monate später, im Herbst 1899, begegnete Hesse in Basel bei einem Hauskonzert der Pianistin und späteren Tänzerin und Choreographin ­Elisabeth La Roche(1876–1965). 11 Bereits als Kinder hatten sie 1883 bei ei­nem gemeinsamen Urlaub ihrer Familien miteinander gespielt. 12 Hesse verliebte sich in sie, doch seine Liebe blieb unerwidert,»der Dichter er­schien ihr so fremd wie alle andern«. 13 Als Reaktion auf die unerfüllte Lie­be entstanden im Herbst 1901 die Briefe an Elisabeth. Auch in diesem Zyk­lus nichtabgeschickter Briefe, 14 deren Erstpublikation erst im Jahre 2001 im Rahmen der Sämtlichen Werke erfolgte, findet sich ein Bezug zu ­Fontane, in diesem Fall zu dessen letztem Roman 15 : »Dabei fällt mir ein: hast Du jemals Fontanes ›Stechlin‹ gelesen? In diesem Buch, das ebenso herbpreußisch wie naiv-poetisch ist, kommt der Tod in niederschlagend simpler, selbstverständlicher Form vor, wie das Vollziehen einer juristischen Handlung, sachlich-feierlich ohne eine Spur von Sentiment. Das Kühlste und Traurigste, was man lesen kann, für einen südlich von Preußen Geborenen wenigstens. Und Fontane hat recht. Berlin hat recht. Die Kunst der Zukunft kommt von dort oben, von Preußen, Skan­dinavien, Rußland von jenen Ländern, die wir Südländer schon auf der Landkarte nur mit Grauen und Mitleid betrachten können.[] Das Rom von heute aber heißt Berlin.« 16 Der zwischen 1892 und 1904 im südhessischen Dorf Ober-Klingen ansässi­ge, mit mehreren Gedichtbänden hervorgetretene evangelische»Wald­pfarrer« Karl Ernst Knodt(1856–1917), der in regem Austausch mit Litera­ten und Malern seiner Zeit stand, 17 wandte sich im Dezember 1900 an Hesse mit der Frage nach dessen literarischen Vorlieben. Daraufhin erhielt er folgende Antwort: »Sie fragen nach meinen Lieblingen unter den ›Modernen‹. Schönaich­Carolath[] Falke[] Jacobsen[] Hofmannsthal[] einige Franzosen []. Die heutigen Romane finde ich beleidigend langweilig, wenn G. Keller nicht wäre, würde der ›Wilhelm Meister‹ mein einziger Roman bleiben. Das alles natürlich nur als Sprache des Herzens, denn Achtung habe ich auch vor vielen Neuen, z.B. schätze ich Fontane sehr hoch, ohne ihn zu ­lieben, ebenso Ludwig(W. Raabe!), Alexis u.a.« 18 Die in Basel erscheinende Allgemeine Schweizer Zeitung veröffentlichte am 7. Januar 1901 eine der ersten Rezensionen Hesses. Für diesen Teil sei­ner schriftstellerisch-publizistischen Tätigkeit galt von Beginn an der Grundsatz, dass er nur die Bücher besprach, die er guten Gewissens emp­fehlen konnte. So reagierte er auf die Anfrage des zu diesem Zeitpunkt