Heft 
(2017) 104
Seite
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170 Fontane Blätter 104 Vermischtes Theodor Fontane in San Diego 2016. Ein Tagungsbericht Paul Irving Anderson San Diego, California, USA: Fast zehntausend Kilometer von Berlin entfernt sind vom 29. September bis 2. Oktober 2016 zehn Vorträge über Fontane gehalten worden. Das allein wäre berichtenswert, und die Vortragsthemen waren es auch. Dabei heißt es in Deutschland, das Interesse für deutsche Sprache und Literatur in den USA sei seit Jahrzehnten rückläufig. Kurz vor Weihnachten 2015 erreichte mich ein offener Aufruf nach Vor­schlägen für Vorträge über Fontane im Rahmen der 40. Jahresversamm­lung der German Studies Association. Die Fontane- session(Vortragsrun­de) war von Prof. John Lyon von der Universität Pittsburgh und Prof. Brian Tucker vom Wabash College unter dem Titel Theodor Fontane: Aesthetic, Rhetoric, Politics proponiert worden; neue und theoretische Ansätze seien erwünscht. Aufgrund der vielen Anmeldungen räumte das Versamm­lungskomitee sogar zwei Fontane- sessions ein. Darüber hinaus hat es ein­zelne Fontane-bezogene Vorträge in weiteren sessions unter ganz anderen Vorzeichen gegeben. In zweieinhalb Tagen konnten die 1320 GSA-Mitglieder und Besucher unter 310 Seminaren und sessions wählen, in denen typisch für US-ame­rikanische Verhältnisse je 3 oder 4 paper s(Vorträge) geboten wurden, die eine Redezeit von zwanzig Minuten nicht überschreiten durften. Wegen der Vielzahl der Angebote waren die Zuhörerzahlen der einzelnen sessions nicht hoch; zwanzig Zuhörer waren schon ein großer Erfolg. Solche paper s sind nicht unbedingt als Beiträge für eine Veröffentli­chung gedacht, sondern eher als works in progress. Der Vorgang ist immer gleich: im Anschluss an die Vorträge ziehen der Moderator und der Kom­mentator, bei denen die Beitragstexte vorher eingereicht worden sind, eine ­gewisse Bilanz aus den Beiträgen. Danach äußern die Autoren und die Zu­hörer Lob und Kritik und machen konstruktive Vorschläge für die Weiter­entwicklung der Thesen. Jeden Abend gibt es als uramerikanische Geselligkeit eine cocktail par­ty, die weder»Hocketse« noch Stehempfang ist. Hunderte Menschen finden