Ton selbst gegebenen Beschränkungen berücksichtigt, kann man Fontanes Kunst als Spiegelung des tatsächlichen Vorfalls und gemessen an Spiel- hagens ,Zum Zeitvertreib' nicht hoch genug bewerten.“
Lebhafte, interessante Aussprache
Die fünf fundierten und inhaltlich sehr verschiedenartigen Vorträge gaben dem Symposion das gute wissenschaftliche Niveau, sie wurden Grundlage für eine zeitlich leider begrenzte, interessante und lebhafte Aussprache.
So wünschte Frau Dr. Jolles von Dr. Reuter eine etwas ausführlichere Darstellung über die Haltung Fontanes zum Preußentum, über die Beziehungen, die sich aus der französischen (Hugenotten-) Abstammung und dem Geist der Kolonie zu Fontanes Haltung ergaben. Dr. Reuter erklärte, daß die Rolle der Kolonie-Motive im ethischen Werk Fontanes noch ungenügend untersucht sei, daß aber an einer Reihe von Stellen nachweisbar ist, wie Fontane, wenn er mit dem Pseudopatriotismus abrechnet, die Gegner des Pseudopatriotismus mit der Kolonie verbindet.
Über die Haltung und die geschichtliche Stellung des Adels entwickelte sich zwischen Dr. Sommer, Professor Müller-Seidel und Dr. Seiffert eine Diskussion, die ihren Inhalt sowohl aus den Untersuchungen zum „Schach von Wuthenow“ wie aus „Effi Briest“ und „Vor dem Sturm“ erhielt.
Audi die Frage, die sich im Hinblick auf Fontanes italienische Reisen und seinen langjährigen Aufenthalt in England ergab, wurde mit einigen Hinweisen der Klärung nähergebracht: Der junge Fontane schrieb mit 36 Jahren den Hymnus auf Italien; je älter er wurde, je mehr wuchs seine Sehnsucht nach dem Norden, nach den drei von ihm so geliebten Nordländern — England, Schottland, Norwegen....
Erste sichtbare Ergebnisse
In der vorliegenden Darstellung kann der wirkliche Gehalt der Referate, die Vielseitigkeit und Problematik der in der Aussprache berührten Fragen nur angedeutet werden. Als erste sichtbare Ergebnisse sind darüber hinaus die übereinstimmenden, immer wieder von allen Teilnehmern hervorgehobenen Feststellungen zu nennen, daß dieses Symposion einen Querschnitt durch den gegenwärtigen Stand der Fontaneforschung gab;
wieder einmal bestätigte, daß „der alte Fontane“ mit seinem „Stech- lin“, dem „Schach von Wuthenow“, der „Effi Briest“ und der „Jenny Treibei“ im Mittelpunkt der neueren wissenschaftlichen Arbeit steht; - eine einmalige Gelegenheit zu persönlichem Kontakt, direkter Aussprache und Festlegung neuer Forschungsthemen bot; den Nachweis für die einheitliche Auffassung des Forschungsauftrages ergab, wie es ein Teilnehmer bewegt zum Ausdruck brachte: „Wir sprechen, woher wir auch kommen, ein und dieselbe Sprache, haben ein und dasselbe Ziel.“
Die Feiern
Künstler ehren Fontane
Am Abend des 16. Dezember 1965 wurde der vom Rat des Bezirkes Potsdam gestiftete Fontanepreis für das Jahr 1965 an zwei bildende Künstler
31