Wenn mit dem Dank noch einige Gedanken verbunden werden sollten, so läge es wohl nahe, ein Thema aufzugreifen, das vielfach schon angq- klungen ist: die Thematik des Alten und Neuen, die vom ersten Roman „Vor dem Sturm“ bis zum letzten Roman, dem „Stechlin“, zu verfolgen ist. „Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben“, sagt die Melusine dieses Romans. Ich will nicht diesem Gedanken nachgehen, sondern einem anderen den Vorzug geben: dem Gespräch nämlich und der Kunst des Gesprächs. Es gibt kein anderes Darstellungsmittel, das ihn so charakterisiert wie dieses. In allen seinen Erzählungen ist das gesellschaftsgebundene Gespräch das Zentrum der Romane, die wir als Gesellschaftsromane bezeichnen. Aber auch die Wissenschaft hat es mit dem Gespräch zu tun, und vielleicht gibt es keinen Gegenstand, der so wie dieser die Kunstform des Romans mit der Wissenschaft von der Literatur verbindet. Doch weist das Thema über die engen Grenzen einer Fachwissenschaft hinaus. Es wird zum Kennzeichen der modernen Wissenschaft überhaupt, sofern sie eine weltweite Wissenschaft geworden ist. Und wenn ich die Situation der Wissenschaft in unserer heutigen Welt — in der ganzen Welt — recht verstehe, so ist es gerade der weltoffene und weltweite Sinn, der in der Wissenschaft als einem Gespräch beschlossen ist. Es ist ihr eigen zu verbinden, nicht zu trennen; und ich lasse mir den Glauben nicht nehmen, daß der Friede der Welt solange ist und bleiben wird, solange wir im Gespräch sind und bleiben — der Auffassung Hegels entsprechend, daß es das Wesen der Humanität sei, auf Übereinstimmung zu dringen. Bei sehr unterschiedlichen Voraussetzungen haben wir in diesen Fontane-Gesprächen etwas von solcher Übereinstimmung wohltuend gespürt. Auch Fontane hätte daran seine Freude gehabt. So möchte ich denn im Sinn der Wissenschaft als eines wissenschaftlichen Gesprächs mit dem wiederholten Dank für die freundliche Einladung den Wunsch verbinden: es möge dieses Fontane-Symposion nicht das Ende, sondern der Anfang weiterer Zusammenkünfte im Namen Fontanes sein. Und nochmals: herzlichen Dank!
Verein für die Geschichte Berlins, gegründet 1865, Westberlin
... Die Gründung des Theodor-Fontane-Archivs haben wir immer als ein bedeutsames Ereignis betrachtet, und wir haben seine Arbeit mit großem Interesse verfolgt.
Was das Archiv für die Erforschung des Lebens und Wirkens des großen märkischen Dichters geleistet hat, verdient größte Anerkennung und hohes Lob.
Theodor Fontane war unser langjähriges, hochgeschätztes Ehrenmitglied, und die Beschäftigung mit ihm und seinen Werken bildet eine enge Verbindung zwischen dem Archiv, dessen Aufgabe es ist, alle seine Werke sowie Schriften über ihn zu sammeln, zu ordnen und durchzuarbeiten und uns, die wir uns mit der Geschichte der Stadt befassen, in welcher er die längste Zeit seines Lebens und Schaffens zugebracht hat. Wir wünschen sehr, daß diese Verbindung sich noch enger gestalten möchte im Interesse der wissenschaftlichen Erforschung der Lebensarbeit dieses von uns allen so hochgeschätzten und verehrten märkischen Dichters.
Mit freundlichen Grüßen!
Professor Dr. Dr. Harms, Vorsitzender
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