ist so ziemlich wieder von mir abgefallen; die Geschichten von Ney Und Rapp aber sind mir bis auf diese Stunde geblieben.“
Nach dem Abdruck der Erzählung aus der Zeit des Regiments Gensdarmes (112 Seiten) untersucht Sagave auf 71 Seiten den „geschichtlichen Hintergrund in Fontanes ,Schach von Wuthenow““. In einer kurzen Einleitung weist der Verfasser darauf hin, daß es Fontanes Absicht ist, den „Fall Schach“ und die politische Lage Preußens im Jahre 1806 gegeneinander zu erklären. In dem Abschnitt „Entstehung des Romans“ wird interessanterweise nachgewiesen, daß der Dichter den historischen Hintergrund der Handlung nicht so sehr mit dichterischer Freiheit als vielmehr mittels einer gewissenhaften Dokumentierung behandelt. Als Quellen zu „Schach“ dienten Fontane u. a. H. D. von Bülows „Der Feldzug von 1805“, Leipzig 1806, G. v. Cöllns „Vertraute Briefe über die inneren Verhältnisse am preußischen Hofe seit dem Tode Friedrich Wilhelms II.“, Amsterdam 1807, „Aus dem Leben F. A. L. von der Marwitz“, Berlin 1852, „Aus Karl von Nostitz’ Leben und Briefwechsel“, Dresden 1848, Sophie von Schwerin: „Vor hundert Jahren, ein Lebensbild“, 1862, und die „Rangliste der kgl. preußischen Armee für das Jahr 1805“, Berlin 1806, um nur einige zu nennen.
Im Mittelpunkt des Kapitels „Das Offizierskorps“ steht das Regiment Gensdarmes, das dem Dichter als typisches Beispiel des überalterten, mit dem Korporalstock zusammengehaltenen friderizianischen Heeres und des militärischen Verfalls dient. In diesem Abschnitt stellt Sagave die von Fontane zitierten, von Mirabeau übernommenen Zitate an den Anfang, der „den gepriesenen Staat Friedrichs des Großen mit einer Frucht“ verglich, „die schon faul sei, bevor sie noch reif geworden“. Hier stützt sich Fontane insbesondere auf die Lebenserinnerungen des preußischen Offiziers Karl von Nostitz und der Gräfin Sophie von Schwerin. Für das friderizianische Offizierskorps waren Standesbewußtsein und Ehre ein und dasselbe. Sagave weist insbesondere auf Bülow hin, der in „Schach von Wuthenow“ den Gegensatz zwischen „richtiger“ und „falscher“ Ehre hervorhebt. Das Standesbewußtsein der junkerlichen Offiziere, das in Dünkel ausartete, führte zur Isolierung des Offizierskorps. Die geistige und moralische Überlegenheit des Junkers gegenüber dem Bürger wird nur noch vorgetäuscht; sie ist nicht mehr vorhanden.
Es sei gestattet, hier darauf hinzuweisen, daß das Regiment Gensdarmes nach der Katastrophe von Jena und Auerstedt nichts wie Sagave schreibt, während des Rückzuges in Pommern, sondern schon am 27. Oktober 1806, einen Tag vor der Kapitulation des Korps Hohenlohe bei Prenzlau, in der Nähe des Dorfes Wichmannsdorf, im heutigen Kreise Templin, in Gefangenschaft geriet („1806. Das preußische Offizierskorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse“, Hrsg. v. Großen Generalstab, Kriegsgeschichtliche Abteilung II. 2., unveränderte Auflage. Berlin: Mittler 1906, Seite 335). Den Hohenzollern ist das nächste Kapitel gewidmet. Nach Ansicht des Verfassers wird in der Erzählung „Schach von Wuthenow“ insbesondere das Menschliche im Charakter des Königs Friedrich Wilhelm III. von Fontane geschildert, ein Ausdruck seiner „Hohenzollerntreue“, die er bis zum Regierungsantritt Wilhelms II. bewahrte. Wir stehen heute Friedrich Wilhelm III. kritischer gegenüber, von dem 1806/07 das Volk sagte: „Unser Dämel sitzt in Memel.“ Charakteristisch für den König ist die Vertrauensstellung des Generals von Köckritz bei ihm, der in Hofkreisen ein „ausgeschnittener Kürbiskopf ohne Licht im Innern“ genannt
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