bürgt? — Schliesslich : kann ich (!) eventl durch eine Capitals-Einlage und Arbeitsbetheiligung jährlich 1800—1900 M. das Verdienen bringen? Bitte, mein hochverehrter Herr Fontane, überlegen Sie Sich diese Fragen Angesichts meiner Persönlichkeit u. geben Sie mir bald eine freundliche Antwort.
Das Liebste wäre mir, daß ich als pensionirter Rath in meinem Hause hier bleiben und die herrliche, ungekannte, endliche Müsse zum schriftstellerischen Schaffen verwenden könnte! Ein solches Ziel erscheint mir als das höchste Glück. Da alle meine Arbeiten bisher sehr gern genommen u. gedruckt, auch gut hono^irt sind, — da einige Arbeiten auch mehrfach nachgedruckt sind [(ohne mein Wissen) — in Grube’s geogr. Charakterbildern, 13 in Jugendschriften etc.,] — so muss ich annehmen, daß ich noch leistungsfähig bin, was ich auch fühle.* Aber — wie gesagt — eine gewisse Sicherheit möchte ich haben, daß ich jene Differenz zwischen Gehalt und Pension anderweitig ausgleiche. So muss man denken, wenn man erwachsene Kinder und nur ein kleines Vermögen hat.
Da sind Sie nun in einen langen Brief verwickelt! Ich bitte um freundliche Verzeihung. Sein Sie mit herzlichst gegrüsst, Sie hochverehrter Herr Sohn meines geliebten u. verehrten Theodor Fontane, an welchen ich täglich u. unablässig denke, ohne welchen ich Nichts erlebe und den ich geliebt habe, wie ich‘s kaum aussprechen kann!
Immer Ihr
aufrichtig ergebenster Dr Georg Friedlaender AGRath.
* Sie wissen, daß ich nicht so anmassend bin, mich auch nur entfernt in der Schaffenskraft mit Ihrem auch darin vorbildlichen Vater zu vergleichen :immerhin hebe ich hervor, daß Ihr Vater gerade so alt war, als ich nun bin, da er anfing, seine Romane zu schreiben: Das darf Andere wenigstens anspornen, trotz ihrer Jahre auch noch an die litterarische Arbeit zu denken.
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Hochgeehrter Herr!
Schmiedeberg i. Rsgb. 18. Juli 03
Mein ergebenster Dank für Ihre gütigen Mittheilungen vom 11. h. 1 ' 1 kommt erst heute, weil ich noch abwarten wollte, ob inzwischen eine Nachricht Ihrer verehrten Frau Schwester einliefe.
Ich möchte aber nun mit diesem schuldigen Dank nicht länger säumen u. bekenne mich darin als gelehriger Schüler Ihres vorbildlichen Vaters,
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