Heft 
(1967) 4
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der durch seine präcise Art der Briefbeantwortung geradezu beschämend wirkte!

Selbstverständlich bin ich mit dem vorgeschlagenen Modus der Heraus­gabe der Briefe durchaus einverstanden. Ich bin es auch in dem Falle, daß die Briefe nicht aneinander gereiht lediglich alsBriefe erscheinen, son­dern als Ergänzung einer biographischen Arbeit (:etwa im Stil des Buches Von 20 bis 30 :). Darüber, wie die Sache ausklingt,-kann ich mich (!) heute noch nicht ganz schlüssig werden : das kann wohl erst geschehen, wenn ich die Arbeit in Angriff genommen habe. Höchst wertvoll wäre es für mich, könnte ich einen oder zwei Bogen derFamilienbriefe kennen lernen. 15 Ich sähe dann, in welchem Sinne dort das Material gesichtet u. commentirt ist u. hätte einen erwünschten und vielleicht auch Ihnen ge­nehmen Maßstab f. d. Behandlung. Ihre Güte beantwortet mir vielleicht auch diese Frage.

Ich trete gerade einen 3 monatl. Urlaub an, welchen ich für diese Arbeit verwenden könnte.

Ihre sonstigen freundlichen Winke waren mir gleichfalls sehr werthvoll.

Das Amtsrichter-Tagebuch lege ich Ihnen mit Freude vor : allerdings gab ich dasselbe Versprechen dem Herrn Dr. Stephany, der die Sonntags­beilage der Voß. Ztg redigirt u. welcher mich früher auch schon um diese Arbeit bat. 16 Die Niederschrift dürfte nicht mehr lange Zeit in Anspruch nehmen, nachdem die Vorarbeiten gemacht sind.

Ich bin ferner so frei, noch eine Frage zu stellen. W. Hertz verlegte s. Zt. Erinnerungen eines alten Berliners (von Prof. Felix Eberty) u. hatte damit Glück. 17

Ich habe nun die allergrößte Lust, auch dergleichen Erinnerungen zu schreiben. Das Buch würde s. Anfang nehmen m (it) 1848 u. der alten Kriegs-Akademie; es würde interessante Personen streifen (:den alten Schadow, die Bendemanns, Simson, Curtius, Buchhändler Beßer, die Prinz v. Preussen -Kreise, die College-Zustände (Lehrer u. Schüler von 185960), Dove, Wagner, v. Gansauge, v Schlözer, Em. -Geibel, dann O. Roquette (Ende der 60 er Jahre) kurz eine Fülle von Berliner Zustän­den und Persönlichkeiten. Ich halte mich zu solcher Darstellung für durch­aus berufen u. möchte als Muster gleichfalls Ihren Vater nehmen, der es so meisterlich verstand, aus dem Bilde einzelner Personen ein Zeitbild entstehen zu lassen. (:Wenn ich auch hier vonMuster rede, so wissen Sie, daß (ich) von einem Vorbild spreche, nicht vom Nachmachen kön­nen!:) Meinen Sie, daß das ein Verlags-Artikel wäre? Ich habe einen wahren Heißhunger f. diese Arbeiten: und würde es mir bestimmt, daß

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