ich dadurch auch ein kl. Scherflein verdienen könnte, so widmete ich mich auch ganz der literarischen Arbeit, gäbe das Amt auf und erreichte nun im Alter endlich mal mich selbst ! Ihr Vater war gütig genug häufig zu wiederholen, daß es mir an einem Verdienst von 600 Thalern p. ann. ls nicht fehlen könne, wenn ich‘s darauf anlegte u. ich glaube das eigentlich auch. Darf ich aber auf solches Zureden, solche Annahme hin eine sichere Einnahme von 600 Thalern aufgeben, gerade wo mein Sohn demnächst die Universität beziehen soll |IJ u. die Ausgabe machen? Das geht mir unablässig im Kopf herum! Bleibe ich aber dm Amt, so absorbirt das so viel Zeit, Kraft, Gleichmuth, Arbeitsfrische, daß ich daneben unmöglich Anderes schaffen kann. Deshalb meine neuliche Anfrage/ ob ich mich mit Capital u. Arbeitskraft nicht an einem litterar. Unternehmen betheiligen kann, das mir einen sichern, wenn auch kleinen Gewinn einbringt? Freilich mag es schwer sein, darauf zu antworten: aber ich dachte, daß gerade Sie, hochverehrter Herr, als Fachmann u. seit Jahren in diesen Dingen bewährt u. geübt, irgend einen Weg zeigen könnten.
Sie schreiben, daß die Widmung an hoher Stelle allen Parteien sicherlich angenehm s<ein> würde. Das ist mir sehr lieb. Ihre Königl. Hoheit hat bereits unbedingt u. mit grosser Freude eingewilligt, das Buch zugeeignet zu erhalten. Ich besuche die höchsten Herrschaften in diesem Jahr noch einmal in Meiningen, wohin sie mich neulich in Liebenstein eingeladen haben — und kann ja eventl in Berlin eine Rast machen, um mit Ihnen mündlich diese Angelegenheit z. Abschluss zu bringen. (:Erinnern Sie sich übrigens vom College her noch des alten Prof. Franz? Seine Tochter Ellen ist ja nun die Gattin des Herzogs v. Meiningen. 20 Ich sah sie zuletzt als Student in Heidelberg u. denselben Abend als ,Jungfrau v. Orleans 1 in Mannheim, 21 trank mit ihrem Bruder 22 bei ihr Thee, verliebte mich gewisser Massen berufsmässig u. vom Platze weg in sie und huldigte ihr noch Nachts von der Zwischenstation Friedrichsfelde aus 2;l telegraphisch in einem Gedichtchen. Und nun, nach 36 Jahren, auf Schloß Altenstein vom alten Herzoge zu Tisch gebeten, setzen wir uns nieder und da erschallt an der Hoftafel im festlichen Gepränge: „Das sind Sie?“ — „die Kunst der Rede ist dem Mund nicht fern etc.“ 24 — worauf ich dann die Strophe beendigte. — Das gab eine merkwürdige Wirkung u. das ganze Vorkomm- niss wäre so was für Ihren Vater gewesen. „Ein famoser Stoff“ hätte er ausgerufen:) —
Pardon für den Excurs : es fiel mir ein gelegentlich des Besuches in Liebenstein.
Bitte beeilen Sie sich nicht mit der Antwort auf meine ergeb. Fragen. Fassen Sie es als eine Privat- und Vertrauens-Sache auf und
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