Heft 
(1967) 4
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nicht als Geschäftliches. Vor Allem aber als den Ausdruck meines Dankes für Ihre ausführliche Antwort.

Mit den ergebensten Empfehlungen für Ihre Frau Schwester

Ihr

hochachtungsvoll u. sehr ergebner AGRath Dr G. Friedlaender

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Schmiedeberg im Riesengebirge,

den 1. Januar 1906

Mein lieber, hochverehrter Herr Fontane!

Das erste Wort am ersten Tage des neuen Jahres gilt Ihnen. Da ists nur natürlich, wenn ich mit den herzlichsten Wünschen u. Grüssen beginne. Möchte es Ihnen wohl ergehen in jeder Beziehung, also auch Ihrer Fami­lie und möchte Ihr schöner, fruchtbarer Beruf Sie u. Andebe weiter beglücken. Womit ich beim zweiten Punkt angelangt bin, nämlich dem Dank für Ihre gütige Weihnachtsseodung. Das Fontane-Brevier 25 traf gerade ein, als ich die Kerzen des Baumes anzünden wollte : mir wars die liebste Gabe. Ich habe nicht nöthig, das zu erklären. Es hing mit Ihrem Vater zusammen, was Alles sagt! Aber dass Sie beim Erscheinen des Buches auch an mich dachten, war wirklich sehr gut von Ihnen. Ich danke Ihnen dafür schlicht und fast wortlos, wie wahrer Dank sein soll: für Ihre Güte, mich erfreuen zu wollen und für dasDing an sich. Ich habe das Buch sofort am Weihnachtsabend in Angriff genommen. Schon äusserlich ists reizvoll. 2i; Was Ihrem Vater durchaus nicht nebensächlig < !> war. Er hat sich darüber in einem Briefe an mich sehr fein ausge­sprochen, ich glaube, er nannte esPhysiognomie des Buches oder ähnlich, 27 worauf ich ihm erwiderte, daß auch ich das Buch stetsin beiderlei Gestalt geliebt hätte, als Codex des Inhalts und als äussere Zierde. Ihr Fontane-Brevier ist aeusserlich apart u. allerliebst, höchst würdig, ohne Prätension u. ansprechend. Zweifellos ist die Auswahl der Sentenzen, Sprüche u. Verse auch höchst geschickt und durchdacht. Der Fontane-Kenner wird wenig vermissen und der Neuling überrascht u. entzückt sein. Ich habe die Zusammenstellung mit aeusserstem Interesse gelesen und mich herzlich daran erfreut, so viel Liebes u. Bekanntes in einer Anordnung gruppiert zu sehen. Meines Erachtens kommt es dabei auch nicht darauf an, ob Alles, was unter einer Ueberschrift rubricirt ist, durchaus nur dahin und nicht auch anderswohin passt : denn niemals

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