irgend ein Werkchen, das meine Anschauung wiederspiegelt, mich in den Stand setzt, die wesentlichsten Briefe auszugsweise abzudrucken und somit etwas zu thun was rechtlich, moralisch, litterarisch unanfechtbar ist u. mich zugleich in den Stand setzt, da auch Eigenes über Ihren Vater zu „orakeln“, wo es mir wünschenswerth erscheint.
Ich könnte ja nun, analog Ihres Breviers Rubriken, Eintheilungen, Gesichtspunkte suchen, unter welchen Briefstellen das zu subsumiren wäre: aber das ist undankbar, wenig ausreichend u. inhaltlich schwierig. Am Natürlichsten und deshalb Zweckmässigsten und Frischesten dürft es sein, einfach chronologisch zu verfahren. „Am.lernte ich Th. F. in Krummhübel kennen“-und nun frisch, frgi u. forsch drauf los und immer
Anekdotisches u. s. Briefe dazwischen. Wie er’s gewollt hat!! Prof. Alfred Klaar (:Feuilleton-Redakteur der Voss. Ztg:)' 30 stellt mir 4 Feuilletons zu 600 Zeilen zur auszugsweisen Wiedergabe solchen Buches zur Verfügung und gestattet den Hinweis auf das zu verlegende Buch. Das ist angenehm — für Verleger u. Autor!
Was meinen Sie nun dazu? Sind Sie prinzipiell einverstanden? Können u. wollen Sie mir Winke geben? Darf ich Ihnen gegen den Herbst hin solches Manuskript vorlegen? Zur Buchherausgabe Weihnachten 1906? Ich brauche nicht zu sagen, daß ich immer nur mit Ihnen Hand in Hand gehen möchte. (:„Arm in Arm mit dir, so fordre ich mein Jahrhundert in die Schranken!“:) 31 Einen Theil dieser Fragen haben Sie nun allerdings schon in einem Briefe vom 29. Januar 1905 beantwortet, nämlich, daß Sie mir riethen: „Eckermannisch“ vorzugehn, Briefstellen unbedingt wiederzugeben u. das Ganze als Feuilletons erscheinen zu lassen. Da nun aber durch Ihr weiteres Schreiben vom 4. März die Brief-Herausgabe in eine neuere Phase getreten ist, auch mein Wunsch nach büchlerischer Production grösser ist, als nach einer Feuilleton-Verwerthung (:wegen des bleibenden Zwecks!:), so schrieb ich vorstehende Zeilen, die einmal wieder „die Friedlaender-Grenze erreichen, also das Höchstmass, das heutzutage noch vorkommt“ 32 Die „Formel“ für eine eventuelle delphische Antwort gebe ich Ihnen gleich zur Hand:
„Bitte, schreiben u. publiciren Sie in der Voss. Ztg oder anderswo —
und eignet sich’s dann zum Buch, so correspondiren wir weiter“.
Der Hauptzweck meiner Anfrage ist aber der: Können u. mögen Sie wohl ein Buch verlegen, das eine große, bedeutende Reihe von Fontanebrief- Aussagen enthält, obschon Sie berufen sind, die von der „Commission“ herauszugebenden Briefe zu verlegen?
Wenn es die häuslichen Verhältnisse zuiassen (Nerven-Depression meiner Frau, Cursus m. Tochter als Johanniterschwester in Stettin u. Anderes) so reise ich demnächst oder später, (eventl auch erst Anfang April) wieder in den Süden. Bisher stand fest, daß ich am 19. Januar in Arosa und am
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