landes ist so sehr Gewissenssache bei mir geworden, daß um des gewaltigen Zweckes willen die Fürsten fallen müßten und wenn sie Engel wären. Aber sie, die da fallen sollen, sind längst gefallene Engel.“ 14
Der angeblich so harmlose Wahlmann und „Politiker“ Fontane, der bis Juni 1848 „jeden Tag ins Schauspielhaus lief, um dort pro patria zu beraten“, 15 hatte sich im Herbst dieses Jahres, als er seines neuen Standpunktes wegen fast mit Freund Lepel auseinandergeriet, bereits „mit Wort und Tat“ für seine Überzeugungen eingesetzt, — sie nämlich nicht nur in der privaten Korrespondenz, sondern auch im gedruckten Wort geäußert. Die drei ersten seiner vier politischen Aufsätze, „vielleicht die einzigen der frühen Jahre, in denen er sich keinen Zwang aufzuerlegen brauchte, weil er in keinem gebundenen Verhältnis zur Zeitung stand“, 16 waren schon geschrieben, zwei bereits gedruckt. Am 31. August 1848 war ganz in Übereinstimmung zu seinen brieflich dargelegten Gedanken in Gustav Julius“ radikal-demokratischer „Berliner Zeitungshalle“ zu lesen geweseh:
„Die deutschen Stämme werden mehr und mehr erkennen, daß ihre Interessen dieselben sind, die Scheidewände werden fallen mit den Dynastien, und Deutschland wird groß, frei und einig sein.
Die Auferstehung Deutschlands wird schwere Opfer kosten. Das schwerste unter allen bringt Preußen. Es stirbt. Jeder andere Staat kann und mag in Deutschland auf gehen; gerade Preußen muß darin untergehen. Was unsere Zeit so schön charakterisiert, ist Gerechtigkeit gegen jede Nationalität. Die eigene schützen, die fremde achten, das ist Losung und Feldgeschrei. Innerhalb der Nationalitäten aber werden die Stammverschiedenheiten wieder in ihr Recht treten, und diese Rückkehr zum Natürlichen bringt Preußen um seine Existenz.
Bayern, Sachsen, Schwaben, sie werden in Deutschland auf gehn; der großen deutschen Republik werden diese Namen nicht fehlen. Aber eine preußische Republik ist eine Unmöglichkeit; Preußen muß zerfallen. Seine Provinzen gleichen eben so vielen Eisenstäben, die ohne Anziehungskraft untereinander, nur durch das Tau eines absoluten Willens zusammengehalten werden. Das Tau ist mürbe geworden, es wird zerrissen, und die Eisenstäbe werden folgen, wohin der Magnet der Stammesgleichheit sie zieht.
Preußen war eine Lüge. Das Licht der Wahrheit bricht an und gibt der Lüge den Tod. Mögen Tausende sich erheben und Preußen eine Wahrheit, mich aber einen Lügner nennen, mögen sie in Ermanglung eines andren Beweises das Paradepferd unserer glorreichen Geschichte reiten, ich antworte ihnen, das jetzige Preußen hat keine Geschichte. — Was gilt dem Schlesier die Schlacht bei Fehrbellin, was gilt ihm selbst der Siebenjährige Krieg mit seinem zweifelhaften Recht? Was gelten dem Sachsen, dem
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