Besuches hatte Wölfsohn Fontane beauftragt, sich in der nachfolgend näher erläuterten Angelegenheit des Manuskriptes von Alexander Jung an den ihm gut bekannten Varnhagen zu wenden. Fontane hat diesen Auftrag anscheinend nicht durch einen Besuch bei Varnhagen, sondern durch das nicht überlieferte Schreiben aus dem Jahre 1852 ausgeführt.
b ) Gemeint ist das Manuskript des Werkes von Alexander Jung „Goethes Wanderjahre und die wichtigsten Fragen des 19. Jahrhunderts“, in dem der Verfasser das Pädagogische und das Soziale als die Grundbestandteile von Goethes Roman zu erläutern sucht. Das Manuskript war im Mai 1851 „unter ewiger und entsetzlicher äußerer Misere zu Ende gebracht“ worden (Karl Rosenkranz an Varnhagen aus Königsberg vom 25. 5. 1851. In: Briefwechsel zwischen Karl Rosenkranz und Varnhagen von Ense, a. a. O., S. 184). Fontane hatte dieses Manuskript von Wolfsohn aus Dessau mitgebracht, um es Berliner Verlegern anzubieten. Kurz vor Fontanes Abreise nach England, am 2. 4. 1852, erbat Wolfsohn es sich „per Buchhändlergelegenheit“ zurück (vgl. Fontanes Briefwechsel mit Wilhelm Wolfsohn, Berlin 1910, S. 100). Fontane hat nicht die Mühe gescheut, einen Blick in dieses Manuskript zu werfen; er urteilte darüber: „Der arme A. Jung, in dessen Situation ich mich hineinversetzen kann, tut mir in der Seele leid; — aber andrerseits, wie kann man heutzutage solche Bücher machen! Man muß sich schon Zeit nehmen, um die ,Wanderjahre‘ des großen Meisters zu lesen, über die pietätreichen Kommentare des Schülers geht die Welt zur Tagesordnung über. Wenn wir den nächsten großen Krieg hinter uns haben und die von Strapazen und Blutverlust müdgewordene Menschheit sich wieder auf ein 30 Jahre langes Ruhebett wirft, mag Jung sein Manuskript zum zweiten Mal in die Welt schicken. Es ist nicht liebloser Spott, was ich schreibe; — es ist nur Wahrheit.“ (Brief vom 2. April 1852, ebd., S. 98).
c ) Dieses Blatt, „einige überaus anerkennende, herzlich wohlwollende Zeilen“ (Fontane an Wolfsohn vom 27. Februar 1852, ebd., S 91), ging zunächst an den Verleger Wollt in Berlin, der Jungs Buch zwar nicht nahm, Varnhagens Zeilen aber als kostbares Autograph festhielt. Von Wolfsohn beauftragt, sich noch einmal an Varnhagen zu wenden und um eine neue Empfehlung zu bitten (vgl. seinen Brief an Fontane vom 29. Februar 1852, ebd., S. 94 f.), antwortete Fontane Mitte März, daß ihm „eine abermalige Attaque auf Varnhagen .. . wie die Berliner sagen — völlig gegen die Leber war“ und er „statt dessen es vorzog, die erste Empfehlung nötigenfalls mit Gewalt dem Autographensammler Wollt und Kompagnie aus den Zähnen zu reißen“, wobei er „nach wiederholten Angriffen..., die schließlich mit schwerem Geschütz
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