Heft 
(1967) 4
Seite
160
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Es spricht für Mama, daß sie die Briefe meines Vaters für die Veröffent­lichung freigegeben hat, in der er seine Frau kritisiert.

Martha Fontane war oft wochenlang, manchmal sogar ein halbes Jahr, bei den Großeltern Witte in Rostock. Martha war eine geistvolle Persön­lichkeit, die dem Vater von allen Kindern am nächsten stand, und in Rostock stets den geistigen Mittelpunkt bildete. Großvater Witte war nationalliberaler Reichstagsabgeordneter. Theodor Fontane, der in älteren Jahren dem politischen Leben im wilhelminischen Deutschland sehr kri­tisch gegenüberstand, war nach der Auskunft von Gertrud Schachtganz freisinnig und warnte oft seine Tochter vor der Abfahrt nach Rostock mit den WortenSei vorsichtig bei Wittes. Dessen ungeachtet war die Freundschaft zwischen Theodor Fontane und Friedrich Witte bis zu dessen Tode, 1893, unverbrüchlich fest. Fontane liebte ja an seinen Gesprächspartnern den Widerspruch, um daran die Diskussion zu entzün­den. Charakter war ihm alles! Vieles wäre noch über den Besuch bei Frau Gertrud Schacht zu erzählen; der hier zur Verfügung stehende Platz erlegt jedoch dem Berichterstatter Beschränkungen auf.

Wir nehmen uns aber noch etwas Zeit, um abschließend einen Blick in das Fontane-Archiv zu werfen, erinnert doch auch hier heute noch man­cherlei an diese Freundschaft. In Fontanes Bücherschrank finden wir Erinnerungen an Friedrich Witte. Gedichte, Wahlreden, Parlaments­reden, Nachrufe, Bestattung, Rede am Sarge. Rostock 1893.

Als Dank an Frau Gertrud Schacht und sicher zur Freude vieler Fontane­freunde greifen wir in den Schatzbehälter unveröffentlichter Abschriften von Originalen aus dem Nachlaß der Familie Theodor Fontanes. Hier zunächst ein unveröffentlichtes Gedicht Fontanes aus dem Jahre 1845 in der Handschrift seines Sohnes Friedrich:

An Fritze Witte.

(Damals Lehrling in der Schachtsehen Apotheke. Nach Mamas Diktat.)

Fritze Witte trinke doch Kaffee-Labetrank,

Kannst doch sonsten wien Loch Saufen, Gott sein Dank!

Ob er bitter oder süß Sich einmal erweist,

Fritze, ei, was schadet dies Einem großen Geist?

Bist doch sonsten vom Geschmack Nicht so delikat;

Häcksel schmeckt Dir wie Taback Kuhmist wie Spinat.

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