Die Ellora, die durch die Klinse, d, h. durch den Türspalt, schaut, nimmt das Geburtstagskind Helene als ihr Töchterlein in Anspruch und zugleich die Gelegenheit wahr, den anderen Ellora-Töchtern zu huldigen. Als Mütter, Schwestern oder Töchter der Ellora wurden die weiblichen Familienangehörigen der Mitglieder der Ellora bezeichnet 11 . Ihnen gelten die Strophen 2 bis 5 dieses — wie Friedrich Fontane sich ausdrückt — „Reim-Ulks".
Wer mit der Ellora-Tochter in Kiel gemeint ist, war bisher nicht zu ermitteln 12 . Toni (de) Roquette ist die Schwester des Dichters und Literaturprofessors Otto Roquette, der zur Ellora gehörte und dem Fontane in dem biographischen Lexikon „Männer der Zeit" (Leipzig 1862) einen Artikel gewidmet hat 13 . Die Geschwister Roquette entstammten einer Hugenottenfamilie.
Von der Warnow, d. h. aus Rostock, kam, wie Friedrich Fontane wohl richtig vermutet, die erste Frau von Karl Eggers, dem niederdeutschen Dichter, Kunstschriftsteller und Förderer der Stenographie. Er war Rostocker Senator gewesen und lebte seit 1861 in Berlin. Der „Tunnel" und der Rytly nahmen ihn als Mitglied auf 14 .
Während Mila keine andere als Fontanes Frau Emilie sein kann 15 , verbirgt sich hinter Mietz Emilie Zöllner, die Frau des Juristen Karl Zöllner, der Mitglied des „Tunnels" und der Ellora war und 1876 Fontanes Nachfolger als Sekretär der Akademie der Künste wurde.
Bei der Mathilde, der die fünfte Strophe gilt, handelt es sich um die erste Frau des Kunsthistorikers Wilhelm Lübke. Er hatte während seiner Berliner Zeit der Ellora angehört, dann seit 1861 als Professor am Polytechnikum in Zürich gelehrt und war 1866 an das Polytechnikum und die Kunstschule in Stuttgart berufen worden, dessen Stadtkern im Tal des Nesenbaches liegt 16 . Aus der Anspielung auf Stuttgart ergibt sich übrigens der Terminus post quem der Entstehung des Gedichts. Es muß nach der Übersiedlung Lübkes nach Stuttgart geschrieben worden sein, d. h. 1866 oder später. Helene von Weigel kann es frühestens zum 1. Januar 1867 gewidmet worden sein, da Lübke erst kurz nach dem 27. Januar 1866, d. h. nach Vollendung seines vierzigsten Lebensjahres, die Schweiz verlassen hat 16a .
Es ist, wie man sieht, in der Tat nicht mehr als ein „Reim-Ulk" und bestätigt nur die Feststellung Hans-Heinrich Reuters: „Wirklich ernst genommen hat Fontane die .Ellora' nie." 17 Das war auch kaum möglich. Denn die Ellora kam „über das Niveau des Kaffee-Salons, der Toaste und Geburtstagsgrüße nicht hinaus" 18 .
In der Folge ist in diesen Gedichten von der Ellora dann auch nicht mehr die Rede. Den weiteren freundschaftlichen Verkehr zwischen Fontane und den Schwestern bezeugt vielmehr die Tatsache, daß er ihnen ein Exemplar seiner 1860 in Berlin bei Wilhelm Hertz erschienenen „Balladen" widmete und auf das Vorsatzblatt folgende Verse schrieb 10 :
Empfangen Sie mit freundlicher Miene,
Fräulein Helene und Clementine,
Als Antwort auf Stolle mit Pomeranzen Diese Persc-Balladen und Douglas-Romanzen.
Berlin, 23. Mai 1869 Th. F.
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