schall Bazaine wurde mit der Rheinarmee in Metz eingeschlossen. Am Sonntag, dem 4. September, stürzte das Volk in Paris das Kaisertum und erzwang die Proklamierung der Dritten Republik und die Bildung einer Regierung der nationalen Verteidigung.
In diesen Wochen erhielt Fontane von dem Verleger seiner Kriegsbücher, dem .Königlich Geheimen Ober-Hofbuchdrucker' Rudolf Ludwig von Decker in Berlin, den Auftrag, den deutschen Truppen nach Frankreich zu folgen, um wie früher aus unmittelbarer Anschauung ein Werk über den Krieg zu verfassen.
.Soweit sich die Sache bis jetzt überblicken läfjt', antwortet ihm Fontane am 11. September, .wird sich der Stoff in drei Abteilungen gruppieren: 1. Einleitung. Saarbrücken. Weifjenburg. Wörth. Spichern. 2. Metz. Sedan. 3. Straßburg. Paris.' Das war der Wirklichkeit weit vorgegriffen; aber seine .militärischen Augen' übersahen die weitere Entwicklung annähernd richtig.
Am 27. September verließ Fontane Berlin und fuhr über Frankfurt am Main, Weißenburg, Zabern nach Frankreich. Am 2. Oktober war er, über Luneville und Nancy kommend, in Toul, das 9 Tage zuvor von den Preußen (unter ihnen sein neunzehnjähriger Sohn George) erobert worden war. Das alles war geplant. Nun aber bestimmte den Fortgang des Unternehmens etwas, das für Fontanes künstlerische Haltung seit den Balladen und den Reiseberichten aus England charakteristisch ist: Die Gegenwart weitete sich ihm zu historischen Dimensionen; das aktuelle Geschehen wurde geschichtsträchtig, zur Beobach- tung gesellt sich die reflektierende Erinnerung. Auch als Berichterstatter über den Krieg blieb Fontane Dichter. Einen unvermeidlichen Aufenthalt in Toul benutzte er sofort, den etwa 40 km entfernten Geburtsort der Jungfrau von Orleans zu besuchen. Domremy lag jedoch nicht mehr im .alten, romantischen Land', sondern im strategischen Raum militärischer Entscheidungen. Denn gerade in jenen Tagen nach dem Sturz des Kaiserreiches war im Volk wieder etwas von dem lebendig geworden, was in jenem Hirtenmädchen über die Jahrhunderte hinweg Sinnbild geblieben war: der Geist der Freiheit und der Resistance. Und während Leon Gambetta in einem Luftballon das eingeschlossene Paris verließ und, den Volkswiderstand ringsum im Lande organisierend, Armeen aus der Erde stampfte, während Orleans heftig umkämpft und schließlich erobert, Metz ausgehungert und Straßburg beschossen wurde und Fontane am Nachmittag des 5. Oktober vor der Statue der Jungfrau stand, näherten sich ihm, dem Preußen, eine Gruppe von .Franctireurs'. Was nun folgte, Verhaftung, Verhöre, Gefangenschaft und schließlich Befreiung, das rst das äußere Geschehen von .Kriegsgefangen', so wie es Fontane zum größten Teil schon in den Novemberwochen auf der Insel Oleron aufgezeichnet hat. Er hat darin seine persönlichen Erlebnisse geschildert; nicht aber die Geschichte seiner Befreiung. Diese ist ihm vielleicht nie vollständig bekannt geworden.
The Rettungsaktionen um den vermißten Fontane kamen in Gang, nachdem Emilie Fontane am 24. Oktober 1870 die erste Nachricht ihres Mannes aus Besan?on erhalten hatte und sich unverzüglich an alle in Frage kommenden Freunde wandte. In den letzten Oktoberwochen strebten dadurch drei unabhängig voneinander handelnde Gruppen dem gleichen Ziele zu: