GÜNTER MANGELSDORF (Halle)
„Über Ring- und Burgwälle überhaupt und speziell im Havelland“
Zu unveröffentlichten Aufzeichnungen von Theodor Fontane.
Unter den alten, unveröffentlichten Handschriften 1 , die Theodor Fontane hinterlieh, fand sich auch ein Exzerpt über die „Ring- und Burgwälle überhaupt und speziell im Havelland". Dieses Exzerpt hatte Fontane an Hand eines Aufsatzes des Brandenburger Gymnasiallehrers Rudolf Grupp angefertigt. Es sollte den Ausgangspunkt für das dritte Kapitel eines „Lesebuches für Haus und Schule" werden. Dieses Vorhaben Fontanes, ein Haus- und Lesebuch zur brandenbur- gischen Geschichte unter dem Titel „Geschichte und Geschichten aus Mark Brandenburg" zu schreiben, ist in den ersten Anfängen steckengeblieben, als sich der Dichter in den achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder mehr dem Romanschaffen widmete.
Das Manuskript umfaßt sechs Seiten. Die erste Seite trägt die Kapitelüberschrift: „Über Ring- und Burgwälle überhaupt und speziell im Havelland". Das zweite Blatt gibt die Quelle an: Rudolf Grupp hatte seinen Aufsatz unter dem Titel: Die märkischen Ring- und Burgwälle zwischen Potsdam und Rathenow in den Jahresberichten des historischen Vereins zu Brandenburg drucken lassen 2 . Fontane bezog diesen Aufsatz von der Brandenburger Druckerei von J. Wiesike. Daneben vermerkt Fontane, daß die Besichtigung einiger Ringwälle, „vielleicht unter Führung des Herrn Grupp", durchaus nötig sei.
Es ist nicht sicher, ob diese Besichtigung je zustande kam, wenngleich auch Fontane mehrfach durch das betreffende Gebiet des Havellandes gereist sein wird. Unklar ist auch Fontanes Verhältnis zu Grupp. Es ist anzunehmen, daß beide miteinander bekannt waren, zumal Grupp zu Ausgang des vorigen Jahrhunderts zu den hervorragendsten Köpfen des Brandenburger Geschichtsvereins gehörte. Jedoch finden wir anhand der Unterlagen keinen direkten Beweis dafür.
Rudolf Grupp war 1846 als Sohn eines Landwirtes in Ostpreußen geboren worden. Nach dem Besuch der Realschule in Goldap und des Gymnasiums zu Gumbinnen bezog er die Königsberger Universität. Nach einem Jahr wechselte er nach Berlin über. Auf Grund der Verarmung seiner Eltern übte er zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes den Beruf eines Privatlehrers und Parlamentsstenographen aus. Nach dem Krieg von 1870/71 setzte er sein Studium fort und legte 1873 die Staatsprüfung in Mathematik und in den Naturwissenschaften ab. Vielseitig interessiert und begabt, wandte er sich der altdeutschen Sprache und Geschichte zu. Seine Anstellung am Brandenburger Gymnasium, Wo er bis 1894 als Lehrer tätig war, gab ihm die nötige Zeit. „Auf rüstigen Wanderzügen durchstreifte er das Havelland und grub fleißig nach Urnen und 111 alten Burgwällen", hebt O. Tschirch 3 in seinem Nachruf auf Grupp hervor.