Heft 
(1970) 11
Seite
196
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Damit belebte er die Arbeit des Brandenburger Geschichtsvereins, wo insbe­sondere dieVorgeschichte, die sonst immer das Stiefkind" des Vereins ge­wesen ist,eifrig beackert' wurdet Neben historischen Schauspielen über diewendische Vorzeit" und einer historischen ErzählungJürgen Jörden" gab er dieGrundlagen zur mittelmärkischen Ortsnamenforschung und Namens- crklärung* heraus. Bei dieser Arbeit ist er weit über das gesteckte Ziel hin­ausgegangen, wo er mit allzu großer Energie versuchte, die meisten märki­schen Orts- und Flurnamen als urgermanisch zu erläutern. Dies war aber schon zuvor durch G. Weiskers 1Slawische Sprachreste" überzeugend wider­legt worden. Beachtung verdienen Grupps Bemühungen um das mittelalter­liche Gerichtswesen in Brandenburg, die ihren Niederschlag in der Arbeit Schoppen, Schoppenstuhl und Klinke", Ein Beitrag zur brandenburg-märki­schen Geschichte 7 , fanden. Besonders reich an lokalgeschichtlich wertvollen Mitteilungen ist sein größeres WerkHavelländische Forschungen". Es enthält im ersten Teil die Vorgeschichte und Ortsnamenkunde des Havellandes und im zweiten Teil die Geschichte des freien Havelbruches von der Urzeit bis zu seiner Aufteilung im 18. Jahrhundert. Von nachhaltiger Wirkung jedoch blieb sein oben schon zitierter Aufsatz über die märkischen Ring- und Burgwälle. Dieser Aufsatz ist reich an Beobachtungen und Erkenntnissen im Gelände und bringt viele Details über Lage, Bau und Beschaffenheit der havelländischen Burgwälle. Auch bei der ersten großen Bearbeitung der Burganlagen des Be­zirkes Potsdam und Groß-Berlin durch J. Herrmann 8 fand der Gruppsche Auf­satz breite Beachtung.

Zuweilen ist im Gruppschen Aufsatz, wenn neben rein fachlichen Erörterungen auch Beschreibungen der Landschaft und seiner Bewohner mit einfließen, ein leiser Humor zwischen den Zeilen zu lesen, so daß der Aufsatz inhaltlich und auch formal ein abgeschlossenes Ganzes bildet und gerade deshalb Fontanes Wohlwollen und spezielles Interesse gefunden haben wird.

Daß Fontane Grupps Aufsatz als Grundlage für sein Kapitel wählte, liegt zu­nächst auch in der von Grupp behandelten Thematik und des Landschafts­gebietes, das Fontane bearbeiten wollte. Daneben war der Aufsatz von Grupp die erste Arbeit über das zu behandelnde Thema. Über die ostdeutschen Burg­wälle überhaupt gab es viele verstreute Arbeiten, ehe sie von R. Behla :l in seinem BuchDie vorgeschichtlichen Rundwälle im östlichen Deutschland" zusammenfassend behandelt wurden. Für das Havelland standen Fontane noch dieHistorische Beschreibung der Chur und Maik Brandenburg" von J. Ch. Bekmann 10 sowie L. v. Ledeburs 11Heidnische Alterthümer des Regierungs­bezirkes Potsdam" zur Verfügung, wo auch einiges über die havelländischen Burgwälle gesagt wird. Grupps Aufsatz bot somit die beste Arbeitsgrundlage und war zudem auch erst neu erschienen, als sich Fontane um das Thema bemühte. Wichtig für Fontane war der allgemeinverständliche Charakter, das nicht nur rein Wissenschaftliche dieses Aufsatzes, hegte er doch gegen höchst wissenschaftliche Werke seiner Zeit eine gewisse Kühle, wenn nicht sogar Ab­neigung. So schreibt er wenige Tage vor seinem Tode, als er sich noch um Literatur für dasLändchen Friesack" bemühte:Was ich in Fidicin oder Berg­haus gefunden, ist tödlich . . . Sonderbar, ich habe den meisten Vorteil immer aus unbekannten Broschüren gezogen, die, von einem Nichtschriftsteller ge-