Damit belebte er die Arbeit des Brandenburger Geschichtsvereins, wo insbesondere die „Vorgeschichte, die sonst immer das Stiefkind" des Vereins gewesen ist, „eifrig beackert' wurdet — Neben historischen Schauspielen über die „wendische Vorzeit" und einer historischen Erzählung „Jürgen Jörden" gab er die „Grundlagen zur mittelmärkischen Ortsnamenforschung und Namens- crklärung*’ heraus. Bei dieser Arbeit ist er weit über das gesteckte Ziel hinausgegangen, wo er mit allzu großer Energie versuchte, die meisten märkischen Orts- und Flurnamen als urgermanisch zu erläutern. Dies war aber schon zuvor durch G. Weiskers 1 ’ „Slawische Sprachreste" überzeugend widerlegt worden. Beachtung verdienen Grupps Bemühungen um das mittelalterliche Gerichtswesen in Brandenburg, die ihren Niederschlag in der Arbeit „Schoppen, Schoppenstuhl und Klinke", Ein Beitrag zur brandenburg-märkischen Geschichte 7 , fanden. Besonders reich an lokalgeschichtlich wertvollen Mitteilungen ist sein größeres Werk „Havelländische Forschungen". Es enthält im ersten Teil die Vorgeschichte und Ortsnamenkunde des Havellandes und im zweiten Teil die Geschichte des freien Havelbruches von der Urzeit bis zu seiner Aufteilung im 18. Jahrhundert. Von nachhaltiger Wirkung jedoch blieb sein oben schon zitierter Aufsatz über die märkischen Ring- und Burgwälle. Dieser Aufsatz ist reich an Beobachtungen und Erkenntnissen im Gelände und bringt viele Details über Lage, Bau und Beschaffenheit der havelländischen Burgwälle. Auch bei der ersten großen Bearbeitung der Burganlagen des Bezirkes Potsdam und Groß-Berlin durch J. Herrmann 8 fand der Gruppsche Aufsatz breite Beachtung.
Zuweilen ist im Gruppschen Aufsatz, wenn neben rein fachlichen Erörterungen auch Beschreibungen der Landschaft und seiner Bewohner mit einfließen, ein leiser Humor zwischen den Zeilen zu lesen, so daß der Aufsatz inhaltlich und auch formal ein abgeschlossenes Ganzes bildet und gerade deshalb Fontanes Wohlwollen und spezielles Interesse gefunden haben wird.
Daß Fontane Grupps Aufsatz als Grundlage für sein Kapitel wählte, liegt zunächst auch in der von Grupp behandelten Thematik und des Landschaftsgebietes, das Fontane bearbeiten wollte. Daneben war der Aufsatz von Grupp die erste Arbeit über das zu behandelnde Thema. Über die ostdeutschen Burgwälle überhaupt gab es viele verstreute Arbeiten, ehe sie von R. Behla :l in seinem Buch „Die vorgeschichtlichen Rundwälle im östlichen Deutschland" zusammenfassend behandelt wurden. Für das Havelland standen Fontane noch die „Historische Beschreibung der Chur und Mai’k Brandenburg" von J. Ch. Bekmann 10 sowie L. v. Ledeburs 11 „Heidnische Alterthümer des Regierungsbezirkes Potsdam" zur Verfügung, wo auch einiges über die havelländischen Burgwälle gesagt wird. Grupps Aufsatz bot somit die beste Arbeitsgrundlage und war zudem auch erst neu erschienen, als sich Fontane um das Thema bemühte. Wichtig für Fontane war der allgemeinverständliche Charakter, das nicht nur rein Wissenschaftliche dieses Aufsatzes, hegte er doch gegen höchst wissenschaftliche Werke seiner Zeit eine gewisse Kühle, wenn nicht sogar Abneigung. So schreibt er wenige Tage vor seinem Tode, als er sich noch um Literatur für das „Ländchen Friesack" bemühte: „Was ich in Fidicin oder Berghaus gefunden, ist tödlich . . . Sonderbar, ich habe den meisten Vorteil immer aus unbekannten Broschüren gezogen, die, von einem Nichtschriftsteller ge-