schrieben, in Rhinow oder Rathenow, Preis 50 Pf., erschienen waren." 12 Fontane bricht hier eine Lanze für die vielen, emsigen Heimatforscher, die sich hauptsächlich aus der ländlichen und städtischen Lehrer- und Pfarrerschicht rekrutierten. Ihnen und ihren Arbeiten schenkt er mehr Vertrauen und zollt ihnen eine hohe Achtung, als den großen Fachleuten der brandenburgischen Landesgeschichte seiner Zeit, denn für ihn waren sie selbst ein Stück Geschichte. Sie legten oft erst die Arbeitsgrundlage für die Werke der großen Fachgelehrten. Nun — Fontane kannte seine .Quellen", aus denen er schöpfte und Grupps Aufsatz war eine solche.
Dem Aufsatz von Grupp folgend notiert sich Fontane unter Verwendung von Faustskizzen die .drei Sorten von Heiden-Wälle": als erste Sorte den Ringwall, dann den Langwall und als dritte den Burg- oder Spitzwall. In der Fußnote erscheint im Manuskript eine kurze Erläuterung zum Aufbau der .drei Sorten": .Hinsichtlich der dritten Sorte (Burgwälle)', fährt Fontane fort, .muß noch bemerkt werden, ist sie vor 2000 Jahren vielleicht aus Ringwällen erwachsen. Die Vertiefung füllte sich allmählich mit Erdreich aus, so wurde aus dem was früher eine Tortenpfanne gewesen war ein Ding von dem Ansehn einer Puddingform, wenn der Teig drin und der Deckel drauf sitzt. Oder kurz der Ringwall eine leere Tortenpfanne der Burgwall eine gefüllte Tortenpfanne." Somit erläutert Fontane sehr plastisch den Aufbau bzw. die Form der Ring- und Burgwälle in belehrender und einprägsamer Weise. .Aber alle Ring- oder Lang- oder Burgwälle — alle drei dienten mutmaßlich demselben Zweck und waren gewöhnlich, ob sie hoch oder niedrig auf Bergen oder in Sümpfen angelegt waren, Kultusstätten. Innerhalb des Ring- oder Langwalles (oder war es ein Burgwall nur auf demselben) stand der Tempel und Kultus und Opfer vollzogen sich hier. Daher Unmassen an Thier- und halbverbrannten Getreideüberresten."
Diese Deutung der Burgwälle als Kult- und Opferstätten, die Fontane von Grupp übernahm, entsprach den Anschauungen und dem Forschungsstand seiner Zeit, als sich erst ganz allmählich die junge Vorgeschichtswissenschaft entwickelte. Die Forschungen der letzten Jahrzehnte in Mecklenburg und Brandenburg ergaben, daß die Mehrzahl der vorgeschichtlichen Wallanlagen als Fluchtburgen oder als Wohnstätten dienten. Daneben gab es aber auch einige befestigte kultische Mittelpunkte, siehe Arkona oder das sagenumwobene Rethra.
Fontane fährt fort: .Die Mehrzahl derselben oder wenigstens viele sind germanischen Ursprungs und Gegenstände der germanischen Periode bilden meist die unterste Schicht." Auch dieses Problem der ethnischen Zugehörigkeit der Wallanlagen konnte für Brandenburg durch die neuere Forschung weitgehend berichtigt werden. Demnach sind die ältesten havelländischen Burgwälle in der jüngeren Bronzezeit im Kontaktgebiet zwischen dem Nordischen Kulturkreis und der Lausitzer Kulturgruppe entstanden. Ob man allerdings die Träger beider oder eines der Kulturkreise als Germanen ansprechen kann, muß dahingestellt bleiben.
.Die Wenden, als sie Besitz vom Lande nahmen, behielten die Kulturstützc für ihre Kultur bei, ganz in derselben Art nur später auch die von Westen her wieder vordringenden christlichen Sachsen diese Kultusplätze als Stätten
198