Heft 
(1971) 13
Seite
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besonderem Wert ist die Darstellung der Kreuzabnahme und des Kalva­rienberges im Mittelschrein, eine Antwerpener Holzschnitzarbeit vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Fontanes Interesse galt aber doch offen­sichtlich mehr den bemalten Altarteilen. Bei der Figur auf dem Seiten­flügel, die er als Hanna bezeichnete, handelt es sich um die hl. Barbara. Die Hinweise von Quasts haben sich vermutlich auf das beschränkt, was im Notizbuch angegeben ist.

Über den in dieWanderungen nicht aufgenommenen Altar der Straus­berger Marienkirche (Abb. S.313) ist im Notizbuch A6 :M Bl.23 eingetragen:

Reicher d. h. bunter, vielpuppiger Bilderaltar.

Dazu hat Fontane eine Skizze angefertigt, auf der Maria mit dem Kinde zu erkennen ist. Sie befindet sich im Mittelschrein dieses Schnitzaltares aus der Zeit um 1510.

Zum Lehniner Altarschrein im Brandenburger Dom, der in denWan­derungen ausführlich beschrieben wurde 3 -, finden sich im Notizbuch A 14 36 Bl. 4748 ebenfalls Skizzen, aus denen die Anordnung der Heiligenfiguren bei offenem und geschlossenem Altar ersichtlich ist.

Über den Altar in der Heckeiberger Dorfkirche notierte Fontane im Notizbuch A 7 Bl. 46 Rückseite:

Altes Altarbild, Mutter Maria mit dem Kinde, 12 Apostel, Maria mit dem Oelkrug, [... 7 37 (?) und noch 2 andre Figuren. (Sehr schlecht restaurirt.)

Dieser Flügelaltar aus der Zeit um 1500 blieb in der Kirche in Heckel- berg (Kreis Freienwalde) erhalten. Die Holzfiguren sind gefaßt; das Hauptstück zeigt Maria in der Strahlenglorie. Predella und Aufsatz stammen aus der Zeit um 1610.

Auf die schlechte Restaurierung geht Fontane auch in denWanderungen ein:

..In der Heckeiberger Kirche freilich ohne alle Beziehung zu den Sparrs ist auch ein Schnitzaltar, dessen ich erwähnen möchte, nur um vor Restaurierungen zu warnen, wie deren eine hier statt­gefunden hat. Ermöglicht sich keine wirkliche Restaurierung, die mit ihrem reichen Goldschmuck oft sehr kostspielig ist, so tuen die Gemeinden am besten, die Sache zu lassen wie sie ist, oder aber dem Schnitzwerk einfach eine weiße Tünche zu geben. Ich bin diesem Auskunftsmittel in mehreren Dorfkirchen begegnet und muß einräumen, daß wenn man das Bessere nicht haben kann, dies unter dem Schlimmen das mindest Schlimme ist. Die Sachen wirken dann gipsfigurenhaft, was etwas Kaltes, aber doch niemals etwas direkt Störendes hat 38 .

Dieser letzte Rat, der nach dem Urteil der Fachleute auch damals bereits als fragwürdig gelten mußte, erklärt sich vielleicht zum Teil aus auch bei Fontane noch vorhandenen Sehgewohnheiten auf die eingangs ver­wiesen wurde, zum anderen resultiert er aber sicher aus der Erfahrung,

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