trafen sie, in einer „Bude“ wohnend, mit Mitgliedern der Burschenschaft „Kochei“ zusammen, die anderthalb Jahre zuvor, am 12. August 1839, durch Mithilfe Robert Blums, seines Schwagers Georg Günther und Eduard Cramers gegründet worden war. Hauptkräfte der Leipziger Burschenschaft waren zur Zeit der Ankunft der beiden Breslauer ihr (Pritzel bereits bekannter) Sprecher Hermann Kriege und ihr Fechtwart Hermann Schauenburg. Aus Westfalen gebürtig, hatten sie sich nach einem Semester Medizin in Bonn im Oktober 1840 in der Pleißestadt niedergelassen. Ein Blick auf die bei Fontane genannten Namen läßt im Zeitungswart der „Kochei“ Ludwig Köhler, in ihrem Kneipwart Friedrich Hermann Sem- mig erkennen. Max Müller, Cruciger und Wilhelm Wolfsohn gehörten der Burschenschaft nicht als eigentliche Mitglieder an, doch verkehrten auch sie in der Studentenkneipe des Gastwirts Koch, nach der die „Kochei“ ihren Namen trug. Dies reichte zur Verdächtigung durch die universitätsrichterliche Behörde völlig aus und Müller saß daher auch als bloßer Mitkneipant und wegen Tragens der verbotenen schwarz-rot-goldenen Farben gelegentlich im Karzer. Sein Hauptinteresse galt jedoch schon damals den sprachwissenschaftlichen Studien, die ihn später als naturalisierten Engländer zum berühmten Sanskritforscher werden ließen. Mit ähnlicher Hingabe betrieb der spätere 48er Anführer des linken Flügels im „Vaterlandsverein“, Christian Albert Cruciger aus Eisenberg im Herzogtum Sachsen-Altenburg, seine juristischen Studien. In Jena hatte er zuvor der Burschenschaft „auf dem Burgkeller“ angehört und „auch in Leipzig hätte ihn kein damals sogenannter .Bandwurm' über die Achsel angesehen ... Nie schminkte er das derbe, flotte Wesen, das am Studenten gefallen mag, zur Renommage auf. Er hatte den Mut, aber nicht den Mutwillen der Jugend. Er war kindlich genug, daß ihm die Studentenspielereien ein teilnehmendes Lächeln abgewannen, aber nicht kindisch genug, ihnen seinen Ernst zuzuwenden“' 1 . So schilderte ihn sieben Jahre später, zur Zeit seiner Altenburger Ministertätigkeit, sein engster Freund Wilhelm Wolfsohn, der als Jude und als russischer Untertan schon im Studentenleben eine Ausnahmestellung einnahm, die jedes existenzgefährdende Risiko von vornherein verbot.
Die siebenjährige Periode schärfster Verfolgung aller seit den Freiheitskriegen im deutschen Volk lebendig gewordenen politischen Bestrebungen zog im Jahr 1840 durch den Regierungswechsel auf dem preußischen Thron mit explosiver Heftigkeit ein erneutes Aufflammen der „Sehnsucht nach anderen Zuständen“ (Fontane), aber auch der Aktivität aller patriotischen und umstürzlerischen Kräfte nach sich. Zu den Amnestierten dieses ersten, falsche Hoffnungen weckenden Regierungsjahres Friedrich Wilhelm IV. gehörte auch der Buchhändler Robert Binder, der als ehemaliges Mitglied der Halleschen Burschenschaft und wegen Verbreitung verbotener Schriften des „Preß- und Vaterlandsvereins“ seit 1833 langjähriger Untersuchungs- und Festungshaft ausgesetzt gewesen war. Durch diese Umstände erst 1840 in den Besitz des Leipziger Bürgerbriefes gelangt, gründete er als schon Zweiunddreißigjähriger am 1. Januar 1841 seine erste buchhändlerische Unternehmung. Sein Leipziger Verlag Robert Binder stellte sich bewußt in den Dienst der zeitbewegenden Ideen und