Heft 
(1971) 13
Seite
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Schaft zugeführt.Seit diesem einen Jahr bin ich ein ganz anderer gewor­den, ich verdanke es der ,Kochei 1 der Hegelei, Dir. Ich wüßte nicht, was ich hätte tun sollen ... ich konnte nicht zurück zur Theologie, ich mußte vor­wärts auf der Bahn der Geschichte und ein Historiker ohne Verständnis seiner Zeit ist ein Blinder..., schrieb er 1842 abschiednehmend dem Freund.

Eine der markantesten und rührigsten Gestalten der Clique, in die Fon­tane zum Sommerausgang 1841 eintrat, muß so wenig er nach außen in Erscheinung trat der BreslauerRaczek Georg Pritzel gewesen sein, den der Verfaser vonVon Zwanzig bis Dreißig denGeistvollsten und Witzigsten des Kreises nannte. Als Pritzel sich an der Leipziger Universität als stud. med. eintragen ließ, Ehrenmitglied derKochei und neben Schauenburg Krieges engster Umgang wurde, hatte er in Breslau bereits ein Botanikstudium absolviert zu einer Zeit, da beider Freund Heinrich Otto Lüning, ehemaliger Greifswalder Burschenschaftler und späteres Haupt der westfälischen Kommunisten, des sogenanntenRhe- daer Kreises, ebenfalls in Breslau studierte. Im April 1842 nahm Pritzel seinen Freund Kriege auf eine Reise nach Belgien mit; beide lernten ausgestattet mit Empfehlungen von Blum in Osnabrück, Kassel und Marburgausgezeichnete Männer des Fortschritts und in Brüssel eine Deputiertenkammer kennen.

Schwerer hatte es Pritzels junger Freund Friedensburg: weder die Leip­ziger noch die Jenenser Universität öffnete dem aus Breslau Relegierten ihre Tore. Erst ein dritter Versuch in Halle brachte ihm zu Michaelis 1841 unter Verwarnung die Immatrikulation als stud. phil. Schon in Leipzig war er jedoch nicht untätig. Unter Anleitung der älteren Burschenschafter nahm er zusammen mit Klamroth zunächst an Sitzungen der ..Kochei, später an Besprechungen teil, die die Organisierung einer studentischen Allgemeinheit" zum Ziel hatten. Eine solcheAllgemeinheit begann sich nämlich im September 1841 unter den Leipziger Nichtverbindungs­studenten als Opposition gegen die sie tyrannisierenden Korps zu for­mieren. Im Bewußtsein ihrer Verantwortung für dieSache stellten sich die Burschenschafter Kriege und Schauenburg an die Spitze dieser Bewe­gung, mit der in Leipzig der studentische Progreß seinen Anfang nahm. Auch Semmig, Prowe und Ludwig Köhler gehörten zeitweilig zum Vor­stand derAllgemeinheit und arbeiteten ihre Statuten aus. Ein wichtiges Ereignis für die Festigung derAllgemeinheit war eine beim Rektor ordnungsgemäß beantragte und genehmigte Zusammenkunft aller Stu­denten anläßlich der Beisetzung des Universitätsprofessors Wilhelm Traugott Krug am 15. Januar 1842, bei der des Abends ein Trauerfackel- z ug veranstaltet wurde. DieVaterländische Chronik derLeipziger Fama berichtete darüber:Prowe schilderte das Wirken Krugs für die Universität sowie für Deutschland, worauf ein junger hier studierender Israelit Wolfsohn aus Odessa zugleich im Namen seiner fernen Glaubens genosen. .die kein Vaterland haben, den Dank derselben für Krugs Teil­nahme an ihrem Schicksal aussprach. Einen von dem studierenden Max Müller gedichteten Nachruf sangen die sämtlichen anwesenden Studie­renden zum Schluß 8 .

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