Hervor tat sich auch der Medizinstudent Schauenburg, der ganz in der Arbeit für die Organisierung der Niehlverbindungsstudenten aufging, Heden an die Jungburschen ausarbeitele und anläßlich der Feste Gedichte ,.mit heftigen Schmähungen gegen die Regierungen“ verfaßte. Nachdem es seiner ängstlich um ihn besorgten Familie gelungen war, ihn im Februar 1342 in Berlin unter Aufsicht seines seit längerem dort studierenden Bruders Eduard zu stellen, der zwar auch Burschenschafter, aber weniger extrem war, schrieb Schauenburg, dem Verlust seiner Aufgabe nachtrauernd, am 30. Mai 1842 an Kriege nach Leipzig: „Wie ich mit ganzer Seele an der Allgemeinheit hing.... weißt Du... Wir leben in einer mächtigen Evolutionsepoche, die ans Licht bringen wird, was Jahrtausende schlief: die bewußte Freiheit des menschlichen Geschlechts. Überall endeckt der unbefangene Beobachter die Geburtswehen einer kreißenden Zeit, überall machen sich oppositionelle Kräfte bemerklich und geltend, die schneller als wir selbst erwarten der hundertköpfigen Hydra der Redaktion gewachsen sein werden.. Wir fanden die Reflexe dieser Völkerbewegungen in dem Freiheitsringen der Leipziger Studentenwelt wieder (sie lassen sich intensiver stets bei der feurigen Jugend bei allen Nationen zu allen Zeiten nach weisen), wir fanden und begünstigten sie ... Konnten wir anders? ... ich erwarte für die Sache der Freiheit mehr von der Allgemeinheit als von der engumgrenzten, in mancher Beziehung so dürftig .ausgestatteten Verbindung, der wir in Leipzig angehören. — Wir wissen es, daß Freiheit, die nur einzelnen zuteil geworden, Unfreiheit ist... In dunkler Verborgenheit für eine ungewisse Zukunft bauen, ist ein Werk von sehr zweifelhaftem Erfolge... Wenn man in Hunderte das Saatkorn der Freiheit pflanzt, wenn man sie zum Bewußtsein ihres Wertes bringt, wenn man sie Recht und Freiheit lieben lehrt und diese Bequemlichkeit, Trägheit, Faulheit, Feigheit oder wie soll ich es nennen? glücklich aus ihnen verbannt, die sie abhält, mit ganzer Kraft für die Anerkennung ihrer angeborenen Menschenrechte in die Schranken zu treten — schafft man nicht Größeres, als wenn man alle Mühe und Arbeit an eine kleine Verbindung verwendet?“ Und am 17. November 1842 heißt es als Antwort auf Krieges Aufforderung aus München, an Blums „Sächsischen Vaterlandsblättern“ mitzuarbeiten: „Ich bin nicht abgeneigt, für die ,Vaterlandsblätter‘ mitunter zu schreiben, aber... es ist mir fatal, daß dieses Blatt mehrere Sachen, die ich mit Liebe geschrieben, nicht abgedruckt hat... Das nimmt mir den Eifer... In Leipzig projektieren Fontane, M. Müller etc. einet! politischen Musenalmanach, zu dem ich ein geharnischtes Gedicht eingeschickt, aber wer weiß, ob es erscheinen darf. Die .Rheinische Zeitung' lobte mir’s sehr, meinte aber auch, sie dürfe es nicht geben 9 .“
Zu diesem Zeitpunkt war Fontane bereits in Dresden. Von seiner und Max Müllers Absicht, einen politischen Almanach herauszugeben, handelt auch der kürzlich von uns publizierte Brief Müllers an Fontane vom November/Dezember 1842 10 . Anläßlich dieser Veröffentlichung haben wir (S. 159) dargelegt, auf welche Weise der junge Gehilfe der Neubertschen Apotheke in der Zeit von Sommerausgang 1841 bis zu seiner Übersiedlung nach Dresden im Juli 1842 so eng mit dem oben skizzierten Studen-
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