Heft 
(1971) 13
Seite
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tenkreis in Berührung gekommen sein dürfte. Er nahm an einem der ver­schiedenartigenKränzchen teil, die zur wissenschaftlichen und politi­schen Ausbildung der Studenten von der Burschenschaft veranstaltet wurden, und die bei Entstehung derAllgemeinheit (mit Ausnahme der Kommentkränzchen) auch Nichtakademikern zugänglich wurden. Liefen doch die Bestrebungen der progressistischen Burschenschaft außer auf Zusammenschluß aller fortschrittlichen Kräfte an allen deutschen Universitäten, Forderung nach Lehrfreiheit und Universitätsreformen, sowie auf Führung eines sittlichen, ehrenhaften und wissenschaftlichen Lebens und Opposition gegen die in den Korps sich breitmachenden ..Pietisten und Dunkelmänner auch auf Überwindung der Isolierung des Studentenstandes von den übrigen Bürgern hinaus. In München waren es Künstler, vor allem Maler, die Kriege wieder in Gemeinschaft mit Georg Pritzel von Herbst 1842 bis zur Auflösung seines Kränzchens durch die Polizei im Frühjahr 1843 mit Studenten zusammenbrachte. In Leipzig war es der dichtende Apothekergehilfe, der, freiheitsdurstig und von denGedichten eines Lebendigen des Kriege persönlich bekannten Herwegh entzündet wie sie, mit ihnen politisierte, reimte und vermutlich auch an den Lesekränzchen teilnahm, in denen unter Leitung eines Zei- tungswartes aus gemeinschaftlicher Kasse oppositionelle Blätter wie die Sächsischen Vaterlandsblätter und dieRheinische Zeitung gehalten wurden. Die Ausbildungs- und Kommentkränzchen beschreibt am besten Krieges natürlich verharmlosende und unvollständige Antwort, die er im April 1843 in Untersuchungshaft in München auf Befragen gab:Ich und mehrere meiner Bekannten kamen zu Leipzig manchmal auf Privatzim- mern zu einem wissenschaftlichen Vereine zusammen und unterhielten uns miteinander. Unsere Idee war, jeder möge aus seiner Brotwissen­schaft das allgemein Wissenschaftliche herausnehmen, um darüber zu sprechen und disputieren zu können. Auf diese Weise kamen ungefähr zehn zusammen. Ich will die Namen der Zusammenkommenden nicht nennen, denn ich weiß, daß der Universitätsrichter in Leipzig etwas ängstlich ist und daß man bloß wegen eines allgemeinen Verdachts ein Vierteljahr lang eingesteckt werden kann. Außerdem kamen wir noch mit mehreren andern, im Ganzen etwa zwanzig, deren Namen ich aus dem oben angegebenen Grunde wieder nicht nennen will, von Zeit zu Zeit auf einer Kneipe zusammen ...

Ein schlagender Beweis für Fontanes Teilnahme an dem Ausbildungs­kränzchen wird bei der hier und auch von den andern in Halle, Leipzig und Berlin verhörten Studenten gewahrten Verschwiegenheit kaum auf­zufinden sein. Doch ist die im Universitätsarchiv Leipzig überlieferte Akte des damaligen Universitätsrichters über die zwischen 1841 und 1843 bestandene verbotene Verbindung, die auch den oben zitierten Auszug aus Schauenburgs Brief an Kriege vom 17. November 1842 bezüglich Fontanes und Müllers Projekt eines politischen Musenalmanachs wieder­gibt' 1 , ein deutliches Zeugnis. Ob es sich bei diesem Almanach um das zurückempfangene Manuskript (Fontane an Wolfsohn Ende Juni, An­fang Juli 1843) handelt, um dessen Ablehnung willen Fontanes Absicht, sich im Sommer 1843 als Schriftsteller in Leipzig niederzulassen, unaus-