geführt blieb, wird noch zu ergründen sein. Im bejahenden Falle wäre die Ablehnung des Manuskriptes durch seinen unmittelbaren Zusammenhang mit den geschilderten Geschehnissen und den darauf folgenden Verurteilungen und Ausweisungen hinlänglich erklärt. In Leipzig waren es Köhler und Semmig, in Berlin Schauenburg, in München Kriege und in Halle Friedensburg, die verhört, inhaftiert, mit Karzer bestraft und außer Schauenburg, für den Bettina von Arnim beim preußischen König bat, ausgewiesen wurden. Diese polizeilichen Maßnahmen sind möglicherweise auch eine Erklärung für Fontanes lässiges Hinweggleiten in „Von Zwanzig bis Dreißig“ über seine Dresdner Zeit, denn die Untersuchungen über den Kreis, dem er noch unlängst angehörte, begannen während seines Aufenthalts in der Elbestadt im Februar 1843 und zogen sich bis zum Herbst hin. Den Anfang machte die Universität Halle, an der Friedensburg in Erfüllung der ihm bei den Leipziger Besprechungen gestellten Aufgabe am 24. Februar 1842 mit Klamroth und Klein eine studentische Verbindung gegründet hatte, die sich zunächst als „Allgemeinheit“, später als Burschenschaft konstituierte. Ursache der Nachforschungen in Halle war ein vom durchsuchenden Pedell dem Universitätsrichter zugespielter Brief Krieges aus München an Friedensburg vom 3. Februar 1843, in dem er sich anerkennend über die Tätigkeit der „lieben Bruderseele“ äußerte und einen „göttlichen Plan“ im Hinblick auf Feuerbach mitteilte. Kriege schrieb: „...die heißesten Wünsche für Dein tapferes Wirken; meine Leute haben mit wahrem Jubel der Hallenser und namentlich Deiner gegen mich gedacht... Ich arbeite auch, was ich kann, freilich in stillerer Weise als Du, indes man muß die Verhältnisse beim Schopfe fassen, wie man sie eben findet... Von der Überzeugung ausgehend, daß von oben aus nimmermehr Heil widerfahren wird und daß die Universitäten in ihrem Lehrerstande nur dann eine Radikalkur erfahren können, wenn sich der Student außer ihnen seine Lehrer sucht, ist es mein höchster Wunsch, daß Du und welche von den Deinen totale Kerls sind mit allen andern Jüngern der guten Sache, welche auf andern Universitäten aufzutreiben sind, in Bruckberg zusammenkämt, Du weißt schon bei wem; ich meine so gegen den 1. Mai. Da könnt Ihr dann vielleicht, wenn F. nichts dagegen hätte (ich würde ihm nach Deiner Antwort sogleich schreiben), den ganzen Wonnemond in Bruckberg bleiben und bei L. F. und B. B. 12 , der eben auch noch herzitiert werden könnte, auf Spaziergängen oder in Vorlesungen in einem Monat mehr profitieren, als sonst in Jahren. Den Hauptvorteil, nämlich den der gemeinsamen Organisierung, wirst Du bald erkennen, wir eröffneten so die Ferienkollegia, zwängen unsre Herren Professoren entweder Vernünftiges zu bringen oder die Bude zu schließen und sicherten die Stellung abgesetzter Dozenten, deren alle Tage mehr werden, später vielleicht auch in materieller Beziehung. Doch Du verstehst mich schon, ich quetsche mich über dergleichen nicht gern schriftlich aus, nur so viel merk Dir, das erste Mal soll nur einleiten, deshalb dürfen nur Eingeweihte dabei sein, damit ein Mittelkörper gebildet wird, an den sich dann später anhängen kann, wer will; je mehr, desto
Heft
(1971) 13
Seite
334
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