von der ..plumpen Brutalität der Polizei“, daß er kaum mehr wußte, ob es ..Mut ist oder Furcht, mehr Trieb oder Ekel“ 19 , was ihn jagte, wurde er durch das Mißlingen der Märzrevolution und der ebenfalls miterlebten Aufstände in Dresden und Baden im Mai 1849 vollends in Verzweiflung gestürzt. Die Befürchtungen eines besorgten Freundes, der ihn schon 1842, als er die Medizin um der Philosophie willen aufgab, gewarnt: „Kannst Du den Glanz der goldenen Sonne auch immer ertragen?“, erfüllten sich: wieder in Amerika verfiel er im April 1850 dem Wahnsinn, aus dem der Tod ihn dreißigjährig am letzten Dezembertag des Jahres erlöste.
Neben dem oben zitierten Brief Krieges vom 3. Februar 1843 machte Ludwig Köhlers Unterzeichnung eines Schreibens aus Leipzig vom 1. Februar 1843 an Friedensburg mit der Wendung „dein treuer Bds- bruder“ (= Bundesbruder) die Behörden argwöhnisch. Die universitätsrichterlichen und polizeilichen Nachforschungen deckten nun die Existenz verbotener burschenschaftlicher Verbindungen, bzw. Ansätze zu Allgemeinheiten oder zumindest Kränzchen an der Mehrzahl der deutschen Universitäten auf. Die bei einer Haussuchung bei Kriege in München gefundenen, bis heute unveröffentlichten Briefe und Aufzeichnungen, die einschließlich der Münchener Verhörprotokolle und Akten anderer Universitäten bei dieser Darstellung benutzt und auszugsweise zitiert wurden, zeigen Fontanes „freie Männerseele“ Kriege, seinen Paulus des „neuen Heilands“ Feuerbach, als zentrale Gestalt aller Bestrebungen und Unternehmungen der Studenten. Den „Bund“ aufzuklären, für den zu wirken ein Teil der Korrespondenten dank Krieges Werbung sich verpflichtet hatte, gelang allerdings nicht. Heute wird er als „demokratischer Kampfbund“ (Richter) interpretiert, der sich die Aufgabe stellte, an allen deutschen Universitäten progressistische Burschenschaften, bzw. Studentenverbindungen ins Leben zu rufen. Mit seiner Einteilung in „engere“ und „weitere“ Mitglieder, in Eingeweihte und Fernerstehende, ist dieser „Bund“ den alten Burschenschaften verhaftet, erinnert aber auch an die mit Burschenschaftlern durchsetzten, in der Schweiz beheimateten Geheimbünde des „Jungen Deutschland“ der dreißiger Jahre, die in Lese-, Bildungs- und Gesangsvereine erweitert wurden. Von den drei westfälischen Brüdern Lüning — Hermann stand als verspäteter Student 1842 in Halle bei Friedensburgs Gründung der „Allgemeinheit“ unbemerkt aber sehr aktiv im Hintergrund — gingen über ehemalige Greifswalder Kommilitonen Fäden zu den politischen Flüchtlingszentren in der Schweiz, und auch Kriege hatte vor seinem Studienantritt in Leipzig im Oktober 1840 von Baden aus die Schweiz besucht. Diese angedeutete Verbindungslinie könnte in Anbetracht der Weiterentwicklung des „Jungen Deutschland“ (Kriege gründete 1846 in New York ein „Junges Amerika“) zu Anfang der vierziger Jahre zum „Bund der Gerechten“ vielleicht das Verständnis für Fontanes 1969 zum ersten Mal von Richter unkommentiert veröffentlichtes Gedicht „Zum Kampf!“ erleichtern, das zur Befreiung der Polen aufrufend, mit den Zeilen beginnt:
„Ergreift das Schwert! Man nennt Euch die Gerechten, wenn Ihr des schönen Namens würdig seid ...“
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