Höhe selbst. Auch ist der Abstand vom Strom, wie Lewins Marsch nach Göritz beweist, viel geringer angenommen, als er in Wirklichkeit sich darstellen müßte. Weiter: durch das Dorf geht die große Straße, die Küstrin mit Frankfurt verbindet. Sie führt über Podelzig, das in der Mitte des Weges nach Frankfurt liegt. Eine zweite Straße führt über Reitwein am Flußufer entlang nach Frankfurt. Das alles sind Angaben des Romans, die es nicht gestatten, Hohenvietz mit Friedersdorf gleichzusetzen. Sicherlich ist eine gewisse Unklarheit von Fontane beabsichtigt. Er empfand wohl, daß es nicht anging, für eine erfundene und nur um ein halbes Jahrhundert zurückliegende Handlung ein genau zu benennendes Dorf und Schloß als Schauplatz zu wählen.
Man kann sich aber auch nicht des Eindrucks erwehren, daß einige Widersprüche, die bei Fontane selbst festzustellen sind, sich nur aus einer gelegentlichen Verschiebung des ursprünglichen Vorstellungsbildes erklären lassen. Hierher gehört es z. B., wenn auf der ersten Fahrt, die Lewin von Berlin zum heimatlichen Schloß führt, Hohenvietz unmittelbar auf Dogelin folgt, was für Friedersdorf spräche, auf der zweiten Fahrt aber, gegen Ende des Romans, Manschnow als Zwischenstation genannt wird — ein völlig unverständlicher Weg, wenn Hohenvietz am westlichen Höhenrande des Bruchs liegen soll und Küstrin nicht berührt wird. Gelegentlich ist versucht worden, Hohenvietz als Reitwein zu deuten. Es ist, nach dem eben Angeführten, selbstverständlich, daß auch so keineswegs eine einwandfreie Situation gewonnen werden kann, ganz abgesehen davon, daß Reitwein zweimal mit Namen genannt wird. Aber einen wesentlichen Zug hat Hohenvietz allerdings mit Reitwein, und nur mit Reitwein, gemeinsam: Dorf und Schloß liegen am Fuße der Höhen. Und das ist kein Zufall. Der Dichter hat in der Tat ursprünglich einmal Reitwein im Auge gehabt, wie eine Notiz aus der Zeit des ersten Planes beweist: „Hohenvietz“, vermerkt er, „hat die Lage ungefähr von Reitwein, 1 Meile von Küstrin und 1 von Lebus. 2 Meilen von Frankfurt. Göritz liegt gegenüber.“ Er hat das aber nicht beibehalten, und auf einer späteren Skizze ist Hohenvietz südlich von Reitwein angenommen, um schließlich seine endgültige Lage nördlich oder nordwestlich von Reitwein zu erhalten. Sobald aber die Handlung des Romans Hohenvietz verläßt, ist der Leser aller topographischen Deutungsversuche überhoben. Er findet, mit Ausnahme von Bohlsdorf und Hohen-Ziesar, nur wohlbekannte Namen. Der größte Teil des 2. Bandes spielt im alten, ehemals Derff- lingerschen Schlosse zu Gusow, hier Guse genannt, dessen im einleitenden Kapitel gegebene Geschichte wörtlich aus den „Wanderungen“ übernommen ist. Dasselbe gilt übrigens von den Zeilen, in denen der Ausblick von der Seelower Höhe geschildert wird. Vom Salon des Gusower Schlosses sieht man, am Ende der Kirschallee, den „Karzower“ Kirchturm. Man könnte an Karzig denken. Im ersten Entwürfe stand jedoch an dieser Stelle Dolgelin. Beide Namen sind willkürlich gewählt. Zwei Kapitel des 2. Bandes führen uns nach Göritz, das Kirch-Göritz genannt wird. Wenn das Bild des Ortes selbst nur flüchtig skizziert wird, so ersteht die Uferlandschaft in einem desto anschaulicheren und völlig getreuen Bilde. Der 4. Band bringt das Frankfurt-Kapitel. Sie enthalten