eine Fülle von Einzelschilderungen, die um so bemerkenswerter sind, als der historische Roman seinen Schauplatz nur in wenigen Fällen in eine namentlich benannte Provinzstadt des 19. Jahrhunderts verlegt hat. Mit dem zur Erkundung ausfahrenden Schlitten halten wir am Spitzkrug und genießen den Fernblick ins Odertal, wir kommen am Galgenberg vorüber, hören von dem Brande der Lebuser Vorstadt und der Hinrichtung der Sottmeierin und ihrer Spießgesellen. Dann folgen: Lebuser Tor, Richtstraße, Nicolaikirchplatz, Oderbollwerk, Dammvorstadt, Goldener Löwe und Leopolddenkmal (hierbei diskrete Anspielung auf eine gewisse Biertischlesart vom Tode des Herzogs). Auf der Rückfahrt kehren wir im „Letzten Heller“ (Stadt Rom) ein und stehen vor dem benachbarten Kruzifixhäuschen. Einige Tage später begleitet der Leser die aufgebotene Mannschaft der Dörfer auf demselben Wege, wobei dem Donischberg, aus Gründen der Deckung des Anmarsches, noch eine Rolle zufällt. Am Bollwerk, neben der Oderbrücke, wird um Frankfurts Schicksal gekämpft. Jenseits des Stromes steht der Holzhof in Flammen. Welche sorgfältigen Lokalstudien Fontane für die Frankfurt-Kapitel gemacht hat, beweist ein in seinem literarischen Nachlaß vorhandener, von ihm selbst gezeichneter Stadtplan, mit Anmerkungen wie z. B.: „Berliner Straße, 1813 wahrscheinlich Lebuserstraße“, oder: „An dem betr. Platz ist, glaub ich, das Hotel“, dasjenige nämlich, in dem der französische General wohnen soll. Gegen Ende des 4. Buches wird der Schauplatz der Handlung nach Küstrin verlegt, auf die Bastion Brandenburg. Dort ist der gefangene Lewin im sogenannten „Weißkopf“ untergebracht. Hier vollends bewegt sich der Dichter in einer Umgebung, die ihm, so wenig das vielleicht in den betreffenden Kapiteln erkennbar sein mag, bis in den kleinsten Winkel vertraut ist; denn hier hat sich der letzte Akt der Kattetragödie abgespielt, der Fontane in den „Wanderungen“ die denkbar gründlichste Untersuchung gewidmet hat. Es heißt dort vom „Weißkopf“: „Etwas über mannshoher Unterbau eines ehemaligen Rundturmes. Auf demselben jetzt ein Pavillon.“ Dem widerspricht völlig die ausführliche Schilderung des Romans. Und neben den beiden Städten nun die lange Reihe der kleineren Ortschaften, die in mehr oder minder bedeutsamen Zusammenhängen genannt werden! Von Gusow, dem eine Hauptrolle zufällt, war schon die Rede, ebenso von Reitwein und Göritz. Dazu treten Lebus, Seelow, Manschnow, Dolgelin, Quappendorf, Klessin, Podelzig, Tamsel, Quartschen, Cliestow, Trebnitz und Lietzen. Hohen-Ziesar ist, wie der erste Entwurf verrät, frei gebildet in Anlehnung an Hohen-Jesar. Für Schloß und Park, die ausführlich geschildert sind, hat jedoch Hohen-Jesar nicht als Modell gedient.
III
Wenn wir uns nun den Persönlichkeiten zuwenden und die Frage nach ihren Urbildern aufwerfen, so ist zunächst festzustellen, das der ursprüngliche Plan des Romans ein wesentlich anderer war. Wir dürfen in diesem Abschnitt Bezug nehmen auf die ausgezeichnete Studie Hans Friedrich Rosenfelds „Zur Entstehung Fontanescher Romane“, die für die Genesis