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im Jahre 1866 schreibt: „Ich habe mir vorgenommen, die Arbeit ganz nach mir selbst, nach meiner Neigung und Individualität zu machen, ohne jegliches Vorbild; selbst die Anlehnung an Scott betrifft nur ganz Allgemeines.“ Unmittelbar vor Fontane war die Zeit vor der Erhebung von 1813 zweimal in Romanform behandelt worden, von Willibald Alexis in seinem „Isegrim“ (1854) und von George Hesekiel in „Stille vor dem Sturm“ (1862). Beide Bücher waren Fontane bekannt. Sein eigenes Werk hat zu dem des Alexis insofern eine enge Beziehung, als Bernd von Vitzewitz auf dasselbe Urbild zurückweist, wie in jenem der Herr von der Quarbitz. Fontane hat seinen Helden dem des „Isegrim“ mit bewußter Gegensätzlichkeit der Auffassung gegenübergestellt. Hesekiels Roman hat zweifellos für die Wahl des Fontaneschen Titels die Anregung gegeben. Als Untertitel hatte Fontane ursprünglich, wohl im Bewußtsein der lockeren Komposition, den Zusatz gewählt: Zeit- und Sittenbild aus dem Winter 1812 auf 13. Erst der Einspruch seines Verlegers veranlaßte ihn, dafür „Roman ..zu setzen.
Was nun den historischen Kern der Handlung betrifft, so wird der Leser des Romans geneigt sein, ihn in dem Überfall auf Frankfurt zu sehen. Das wäre jedoch ein Irrtum. Dieses Unternehmen ist der Geschichte unbekannt. Tatsache ist nur, daß Marwitz, dessen Erinnerungen dem Dichter auch hier die Anregung gegeben haben, an General Tettenborn, den Führer der Kosaken, mit dem Vorschläge herantrat, Frankfurt von der Gubener Vorstadt her zu überrumpeln. Tettenborn fand sich aber dazu nicht bereit, da er sich von einem Handstreich auf Berlin mehr versprach, den er ja dann auch in Szene setzte und dem ursprünglich auch in Fontanes Roman ein Kapitel zugedacht war. Eine Landsturm- Organisation, die im Zusammenhänge mit dem Frankfurter Unternehmen hätte aufgeboten werden können, bestand damals, Anfang Februar, noch nicht, und Marwitz hatte daher auch eine Mitwirkung der Bevölkerung nicht in Erwägung gezogen. Dagegen war die Abbrennung der Oderbrücke von ihm vorgesehen. Sie erfolgte am 23. Februar tatsächlich, war aber das Werk der Franzosen, die dadurch ihren Rückzug sichern wollten. Die Kriegskasse in Gusow mit ihrer italienischen Begleitmannschaft, der im Roman der erste, nicht zur Ausführung kommende Anschlag gilt — diese Kriegskasse befand sich, nach Marwitz’ Angaben, tatsächlich für einige Tage im alten Derfflingerschen Schloß. Der geplante Überfall wird bei Fontane durch den vorzeitigen Aufbruch der Kolonne vereitelt, die dann aber am Werbellinsee bei Altrosental von Kosaken abgefangen wird. Hier greift Fontane auf einen historischen Vorfall zurück. Ende Februar wurde tatsächlich eine Abteilung Italiener bei Quilitz und französische Chasseure bei Wüste-Göhlsdorf durch Kosaken- Streiftrupps überrumpelt. Im übrigen geht aus Marwitz’ Erinnerungen hervor, daß Anfang Februar in Seelow und Friedersdorf noch Franzosen lagen, Reste des Qudinotschen Korps, die sich aus Rußland gerettet hatten. Frankfurt wurde von den Franzosen am 3. März endgültig geräumt. Eine genaue Nachprüfung des von Fontane angenommenen Zeitpunktes des Frankfurter Unternehmens läßt denn auch erkennen, daß es sich um die ersten Februartage handelt. Es wird nämlich im
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