tiert, informiert ausführlich über den Versuch Fontanes, im Jahre 1876 durch die Übernahme des Postens des Sekretärs der königlichen Akademie der Künste in Berlin die Beamtenlaufbahn einzuschlagen und somit allen Sorgen um die Existenz der sechsköpfigen Familie aus dem Wege zu gehen. Die stickige Beamtenatmosphäre und eine gegen ihn ausgesprochene Verdächtigung bewogen ihn jedoch, kurzerhand den Abschied zu nehmen. Der knickrige preußische Staat belohnte diese kurze Beamtenlaufbahn damit, daß Fontane in den ersten beiden Monaten überhaupt kein Geld erhielt und nach seiner Entlassung von dem für das letzte Quartal bezogenen Einkommen den Betrag für zwei Monate zurückzahlen mußte. Durch seinen mutigen Entschluß, freier Schriftsteller zu bleiben, wurde Fontanes Weg zu seiner Altersepik erst eigentlich frei.
Es kam zwischen ihm und seiner konventionellen Frau zu ernsten Meinungsverschiedenheiten, die in den humoristischen und gesellschaftskritischen Zeilen: „Wie sich meine Frau einen Beamten denkt“ ihren Niederschag fanden:
1) Ein Beamter lebt lange.
2) Solange er lebt, hat er ein auskömmliches Gehalt.
3) Ist er krank, so wird er vertreten. Je öfter, desto besser.
4) Badereisen sind garantiert.
5) Der Dispositionsfonds ist unerschöpflich und wird nur von der unergründlichen Güte seines Verwalters übertroffen.
6) Arbeit Chimäre.
7) Dienststunden werden gehalten oder nicht gehalten. Werden sie gehalten, so wechselt die Lektüre der National-Zeitung mit der der Vossischen.
8) Fehler sind gleichgültig, so lange nur nach außen hin die eigene und des Standes Unfehlbarkeit gewahrt bleibt.
9) Zum Ordensfest und zu Königs Geburtstag muß der Beamte gesund sein. (Weiße Binde.)
10) Erfüllt er dies, so verdoppelt der König die Witwenpension aus dem Schatullenfonds. Für die Töchter: Erziehungsgelder, für die Söhne: drei Kadettenstellen frei.
— Joachim Schobeß —