Ähnlich lautet eine Stelle in dem (in der uns überlieferten Fassung) 1891 entstandenen Gedicht „Der echte Dichter“:
Kommt der Mtetszettelmann, so wird tüchtig gelogen,
Gelogen, gemogelt wird überhaupt viel,
„Fabulieren“ ist ja Zweck und Ziel. (SW XX, 46)
32 Die Betonung des Gegensatzes zwischen dem Sich-So-Durchwinden und der Geltung als suspekt findet sich bereits in dem Aufsatz über „Die gesellschaftliche Stellung der Schriftsteller“ (1891), wo Fontane beklagt: „Die, die mit Literatur und Tagespolitik [d. h. Verleger und Zeitungsverleger. J. K.] handeln, werden reich, die, die sie machen, hungern entweder oder schlagen sich durch“ (SL 117). Andrerseits stellt er fest, die „freien Genies“, die „Wilden“ (letzte setzt Fontane selber in Anführungsstriche) seien schon „immer suspekt gewesen“ (SL 120). In den älteren Aufzeichnungen „Die gesellchaftliche Stellung des Schriftstellers ln Deutschland“ (1881) hatte Fontane noch eindringlicher formuliert: „Die Kunst Ist Spielerei, sie stört und ist eigentlich ridikül. Die Beschäftigung wenn nicht mt dem Höchsten, so doch mit dem Feinsten ist lächerlich, in vieler Augen auch verächtlich. Sie hat nicht einmal Hausrecht, sie zählt gar nicht mit.“ (AL 182)
33 In den eben (Anmerkung 32) zitierten Aufzeichnungen von 1881 wird dazu gesagt, der Schriftsteller teile „ungefähr das Schicksal des Provinzmimen“, seine Stellung erinnere an „die der Bohämes“ (AL 184). was Fontane mit dem „Kritischen“ und „Freigeistigen“, das von Natur mit dem Metier des Schriftstellers verbunden sei, in ursächlichen Zusammenhang bringt (AL 187). Kritisch nimmt Fontane in dem Gedicht „Der echte Dichter“ (1891), das den Untertitel trägt: „wie man sich früher ihn dachte“, jene damals noch weit verbreitete
( Auffassung vom Dichter aufs Korn, die dem Dichter zumutet:
Eines echten Dichters eigenste Welt
Ist der Himmel und - ein Zigeunerzelt. (SW XX, 47)
33a „selber“ - Uber der Zelle.
33b Lesung fraglich.
3! Joseph Kürschner (1853-1902) gab seit dem Jahrgang 5 für 1883 den „Deutschen Literatur-Kalender“ heraus, den 1879 die Brüder Heinrich und Julius Hart begründet hatten (u. d. T.: Allgemeiner deutscher Literatur-Kalender). Das anfangs Jährlich, jetzt in mehrjährlichen Abständen erscheinende Verzeichnis enthält kurze biographische Angaben über die lebenden deutschen Schriftsteller und nennt ihre Veröffentlichungen.
33 Daß es solche „gelegentlichen Anwandlungen“ in der Tat gegeben hat, läßt sich nachwelsen. Fontanes Sohn Theodor scheint z. B. zeitweise an eine schriftstellerische Laufbahn gedacht zu haben. Der Vater riet ihm ab: „Es ist ein sonderbares Metier, die Schriftstellerei. und Du kannst mir danken, daß ich Dir zugerufen habe: bleibe davon!“, schreibt er an seinen Sohn am 17. 2. 1888 (Fa II, 160).
Doch auch Martha (Mete) Fontane machte Anstalten, als Schriftstellerin aufzutreten. Mit dem folgenden wohl nicht bekannten Brief an den Verleger Franz Lipperheide suchte Fontane ihr den Weg zu ebnen. Der Brief, der sich im Besitz der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität befindet, sei hier mit freundlicher Erlaubnis der Direktion der Universitätsbibliothek mitgeteilt:
Berlin, 21. Januar 83 Potsd. Str. 134. c
Hochgeehrter Herr.
Darf ich Ihnen beifolgend eine kleine Arbeit meiner Tochter übersenden, mit der ergebensten Anfrage, ob Sie sie für geeignet zum Abdruck in Ihrer 111 Frauen Ztg. halten? In der bloßen Einsendung durch mich steckt
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