richtigen Bekundungen der Sympathie und an persönlichen Begegnungen in Berlin (Hauptmann hat recht amüsant darüber berichtet) fehlte es aiso in den Beziehungen zwischen Fontane und Hauptmann keineswegs. Was überraschenderweise fehlt (wenigstens fast fehlt), das ist — die Korrespondenz. Mit anderen Matadoren der Naturalisten-Generation, mit Brahm und Schlenther etwa, sah sich Fontane in durchaus vergleichbaren Verhältnissen, und ihnen offenbarte er sich — trotz Übereinstimmung in wesentlichen ästhetischen und künstlerischen Fragen, trotz freundschaftlicher Gefühle und obwohl man sich häufig traf — in einer Fülle von Briefen. An Gerhart Hauptmann aber schrieb er nur wenige Male; viel mehr als die erhaltenen drei Briefe wird er tatsächlich nicht abgeschickt haben. Bei der Passion, mit der Fontane mit Gott und der Welt Briefe zu wechseln liebte, ist dies eine erstaunlich magere Ernte. Dieses Phänomen mag verschiedene Ursachen haben. Vielleicht hat es mit Hauptmanns oder auch, genauer gesagt, mit Fontanes weiterer Entwicklung zu tun. Er hatte die ersten Werke Hauptmanns und der naturalistischen Zeitgenossen begrüßt, er hatte ihre Eigengesetzlichkeit und ihren Kunstwert hervorgehoben, aber er hatte sie schon in seinem Brief an Hauptmanns Verleger Ackermann vom 8. September 1889 als ..Durchgangsstufen“ diagnostiziert, als Durchgangsstufen zur sozial anders und stärker engagierten „Literatur der nächsten Epoche“. Fontane, der gerade in jenen Jahren mit seinem Spätwerk einen gewichtigen Beitrag zu dieser realistischen Literatur leistete und ihr durch seine politischen Entscheidungen eine bemerkenswerte sozialhistorische Perspektive gab, fühlte sich von den Naturalisten schon bald enttäuscht, weil sie im Grunde auf jener „Durchgangsstufe“ stehenblieben.
Hauptmann beispielsweise begann mit Werken wie „Hanneles Himmelfahrt“ eine Richtung einzuschlagen, die Fontane aus gutem Grund gegen den Strich war („Uber diese Engelmacherei könnte ich zwei Tage lang ulken“, notierte er nach der Aufführung). Hauptmann wich, damals noch in Ansätzen, in eine Traumwelt aus, er drohte, wie der alte Fontane genau herausfühlte, der realistischen Konzeption untreu zu werden, er schadete seinem Ruf als eines „wirklichen Hauptmanns der schwarzen Realistenbande“. In diesem Zusammenhang muß die Zwiespältigkeit der hochinteressanten „Weber“-Rezension gesehen werden. Auch die Einwände, die er im Dezember 1896 in einem Brief an Brahm gegen die ..Versunkene Glocke“ anmeldet, gehören hierher. Die Sache, sagt Fontane, habe irgendwo einen „Knacks“ (ein bedeutsames Wort in seinem Sprachgebrauch), ihn störe eine gewisse „Gefühlsunklarheit“. Und dann benutzt er sogar das Wort „Schwabbelei“ — „Verzeihen Sie den Ausdruck, und vor allem verraten Sie midi nicht an Hauptmann, den ich um keinen Preis kränken möchte.“
Wie dem immer sei — auch die wenigen Zeugnisse über die persönliche Verbindung zweier so bedeutender Autoren sind wertvoll, und so seien im folgenden erstmals in geschlossener Folge alle überlieferten Brief- dnkumente wiedergegeben. Unvollständig und verstreut an oft schwer '•ugänglicher Stelle war manches bereits publiziert; einiges wird hier erstmals vorgelegt und erhellt manches neue Detail. Der Text folgt den