Fontane an Hauptmann
Berlin, 16. Januar 1890 Potsdamer Straße 134 c
Hochgeehrter Herr.
Verspätet mit meinem Dank vor meine Gratulanten zu treten geniert mich in einem fort, am meisten Ihnen gegenüber, dessen liebenswürdiger Brief, unter gewöhnlichen Umständen, eine umgehende Antwort erheischt hatte. Sie werden mir aber leicht verzeihn, wenn Sie hören, daß ich erst vorgestern Ihren Brief gelesen habe. Der Ansturm war zu groß und überschritt nicht nur meine Schreibe-, sondern auch meine Lesekraft.
Es wird mir eine Freude und Ehre sein, meinen Namen auf dem Widmungsblatt zu finden, auch wenn das Stüde mir nicht gefallen sollte, was ich keinen Augenblick glaube. Denn zu dem Emst Ihres Strebens und Ihrer Arbeit habe ich ein unbedingtes Vertraun, und nur darauf kommt es an. Das Glücken — von der größren oder geringeren Zufälligkeit des äußren Erfolges ganz abgesehn — hat man nicht in der Hand, nur für seinen Willen und seinen Fleiß ist man verantwortlich. Und so denn nur tapfer den Namen aufs Blatt und wenn irgendein Kahl Wilhelm auch 3mal über den Zaun klettern sollte.
In vorzüglicher Ergebenheit Th. Fontane
Hauptmann an Fontane
Charlottenburg, 22. April 1890
Hochverehrter Herr,
Sie waren so liebenswürdig, die Widmung meines „Friedensfest“ anzunehmen. Ich bedaure sehr, es Ihnen nun nicht mehr selbst überreichen zu können, aber es ist mir unmöglich, meinen Besuch von heut morgen zu wiederholen.
Wir stehen mitten in der Packerei für unsere Übersiedelung in ein Sommerquartier: Haben Sie deshalb die Güte, zu verzeihen, daß Ihnen mein Buch nun auf diesem Wege zugeht.
Ich kann nicht schließen, ohne Ihnen nochmals zu sagen, daß ich Sie hochschätze u. verehre.
Gerhart Hauptmann
Hauptmann an Fontane Hochverehrter Herr Fontane,
wenn ich nun etwas hätte, was sich zur Veröffentlichung eignete — auf Ihr Ansinnen hin würde ich ganz gewiß nicht mehr zögern, es dem „Pan“ zu überweisen; aber ich habe nichts.
Die Arbeit, an der ich jetzt sitze, möchte ich nicht stüdeweise veröffentlichen, und fertig ist sie noch lange nicht.
So gern ich also möchte — was kann ich tun!?
Ihr Ihnen ganz ergebener Berlin, 18. Januar 1895 Gerhart Hauptmann
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