larität.“ Auch im .Allerlei Glück‘-Konvolut haben sich mehrere Zeitungsausschnitte erhalten, die als Material zur Personengestaltung Verwendung finden sollten.
Aul' einer Seite, die die handschriftliche Notiz trägt”: „Johann — in Broses Diensten — glaubt nur an Hamburger Universal-Pflaster, muß es aber geheim halten, weil Brose sonst wüthend wird“, klebt eine Zeitungsannonce über „Hamburger Universal-Heil- und Fuß-Pflaster, mit welchem nächst Gott viel Menschen zu ihrer Gesundheit gebracht, welche bis 6 und 8jährige Schaden und unerträgliche Schmerzen erlitten [..
Auf einem anderen Blatt, das den Vermerk trägt 11 : „Heinr. Brose hat eine Passion auch für Ausgrabungen und empfiehlt dies seinem Neffen zur Nachahmung“, ist ein Zeitungsausschnitt über ,Dr. Schliemanns Ausgrabungen* eingeklebt. Am Rand vermerkte Fontane dazu Broses Redewendung: „Ihr aus den kl. Städten kennt immer nur 3erlei: Kanzel [darunter: oder Katheder], Kreisgericht oder [nachträglich eingefügt:] Sektionstisch. Was da nicht hineinpaßt, paßt überhaupt nicht. Aber jenseits dieser fängt das Studium erst an. Dies ist das ganz Triviale etc.[“]
Geschichtlich-biographische Werke (weniger diejenigen der „Berühmtheiten“, sondern solche „verhältnismäßig kleiner Leute“ 11 ) lieferten — natürlich vor allem für Fontanes historische Erzählungen — weiteres Figurenmaterial. General Friedrich A. Ludwig v. der Marwitz beispielsweise, dessen Memoiren Fontane besonders geschätzt hat 15 , gab bekanntlich das Vorbild ab für Berndt von Vitzewitz (,Vor dem Sturm*). Dessen Bruder, Alexander v. der Marwitz, ein Freund Rahels, lieferte Züge für von Bülow in ,Schach von Wuthenow* 16 . Nach dem Vorbild des Salons der Gräfin Schwerin, deren Memoiren 17 Fontane im August 1878 gelesen hatte, schuf er den Salon der Frau von Carayon (.Schach von Wuthenow*) 18 . Selbst bei den in seinen historischen Werken auftretenden Nebenfiguren war Fontane bestrebt, deren äußerem und innerem Erscheinungsbild historische Glaubwürdigkeit zu verschaffen. So hat man nachweisen können, daß sich in .Schach von Wuthenow* mit zwei Ausnahmen (Tante Marguerite und die Domestike) sämtliche Nebenfiguren auf historische Personen zurückführen lassen 18 .
Diese Geschichtlichkeit der Figurenkonzeption bis in die sekundäre Gestaltenreihe hinein bedeutet freilich nicht geschichtliche Authentizität der dichterischen Personengemälde. Fontane hat historische Personen kaum jemals unverfälscht abkonterfeit. Zwar nahm er hin und wieder bedeutende Persönlichkeiten einer Zeit namentlich und ohne Maske in die Reihe seiner Romanflguren auf, so vor allem Dichter und Geistliche, aber auch Politiker und Generäle. Solche Personen scheinen ihm jedoch (wie seinem großen Vorbild Scott) eher eine Last denn eine willkommene Gelegenheit gewesen zu sein 50 , denn er verweist sie mehr an die Peripherie seiner Romanwelten — ein oft geübter erzählerischer Kunstgriff, der es ermöglicht, die intime Charakteristik solcher Personen zu umgehen. Hatte er beispielsweise zunächst daran gedacht, in ,Vor dem Sturm* das gesamte intellektuell bedeutsame Berlin der Zeit im Hause des Konsistorialrats Chrysander zusammenzuführen 51 , so beschränkt er
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