Briefe, Memoiren, Biographien etc. etc. die die 50er Jahre behandeln, vor allem Hof- und Adelsgeschichten.
Ernst August, der blinde Kronprinz, Minister Borris, Minister Detmold (der Witzige)!.] Windthorst, Stüve, Bennigsen, Graf Münster, Graf Bernstorff. Der alte Haikett.
Die junge Königin (Marie), Fräulein v. d. Busche, Lützburg, Nor- dernei[.]
[Notiz am Rand:] Die Busche’s, die Wedells, die Grote’s. Graf Alten.
[Weitere Notiz am Rand:] Ich muß in diesen Adels-, Ministerial- und Hofgeschichten ganz sicher sein, sonst fehlt es an dem richtigen Stoff die Briefe zu füllen. Zugleich muß ich die religiöse Bewegung kennen.
Das historische Sachkapital war Fontane nur eine bedingte Notwendigkeit. Das im Strom der Zeitereignisse gelebte Leben galt ihm immer nur als „Marmorsteinbruch, der den Stoff zu unendlichen Bildwerken in sich trägt [...]. Der Block an sich, nur herausgerissen aus einem großem Ganzen, ist noch kein Kunstwerk, und dennoch haben wir die Erkenntnis als einen unbedingten Fortschritt zu begrüßen, daß es zunächst des Stoffes, oder sagen wir lieber des Wirklichen, zu allem künstlerischen Schaffen bedarf.“ 1 ' 1 '- Aber: ..Mit dem bloßen Daguerreotyp des Lebens ist es freilich nicht gethan, die Kunst erheischt mehr.“ 63 Was unter diesem „mehr“ zu verstehen ist, erläutert er an anderer Stelle 1 *: „[...] es bleibt nun mal ein gewaltiger Unterschied zwischen dem Bilde, das das Leben stellt und dem Bilde, das die Kunst stellt; der Durchgangsprozeß, der sich vollzieht, schafft doch eine rätselhafte Modelung und an dieser Modelung haftet die künstlerische Wirkung, die Wirkung überhaupt.“ Was aber ist mit „rätselhafter Modelung“ gemeint?
Aus dem Jahre 1884 stammt Fontanes Ausspruch 6 “: „Meine ganze Produktion ist Psychographie und Kritik, Dunkelschöpfung im Lichte zurechtgerückt.“ Elf Jahre später äußert er sich über den ,Likedeeler‘-Roman mit den Worten 66 : „Alles steht mir fest, nur eine Kleinigkeit fehlt noch: das Wissen. Wie eine Phantasmagorie zieht alles an mir vorbei, und eine Phantasmagorie soll es schließlich auch wieder werden. Aber eh es dies wieder wird, muß es eine bestimmte Zeit lang in meinem Kopf eine feste und klare Gestalt gehabt haben. Dazu gehört ^genaustes Wissen.“ Genaustes Wissen ist das „Bewußtsein, daß ein bestimmtes Quantum von Sachlichem neben einem liegt und aus diesem Besitzbewußtsein heraus produziert man dann“ 67 — das ist bei allen realistischen Autoren des 19. Jahrhunderts von höchstem Belang. Es ist Voraussetzung und Basis alles künstlerischen Gestaltens. Was aber nach Fontanes Auffassung eine dichterische Schöpfung zu einem Kunstwerk macht, ist jene „rätselhafte Modelung“, die eine mit dem Blick des Dichters gesehene reale Welt in eine Phantasmagorie verwandelt 66 . Infolge dieses Verwandlungsprozesses haben Fontanes epische Charaktere nur wenig mit ihren Urbildern zu tun. Sie verdanken diesen aber im wesentlichen ihre mcnschlich-warmen und lebensnahen Züge, die sie wie lebendige Menschen erscheinen lassen. Dies hervorzubringen versteht sich für einen Realisten von selbst. Der realistische Schriftsteller empfindet keine Zunei-