erscheint Friedrich II. episodisch, und die Menschenmenge singt ,Fridericus Rex‘, um ihrer patriotischen Begeisterung Ausdruck zu geben. In Grete Minde (nach einer altmärkischen Chronik [1880]) bedient sich Fontane einer leicht archaischen Sprache, z. B. ein häßlich Kind, Heimstatt’, Sitt’ oder alte Formen wie absonders (für apart), Burgemeister, Schilderei, Mittewochen, fährlich (für gefährlich), wiewohlen. Alexis hatte ihm ein Beispiel in seinem Roman Der Roland von Berlin (1840) gegeben, worin er eine archaische Sprache benützte, die vom Plattdeutsch des Mittelalters, in dem alte Berliner Urkunden geschrieben waren, beeinflußt war 2 ’. Diesen Chronikenstil hatte er in einem Aufsatz 2 *' verteidigt. Schach von Wuthenow (1883), novellistisch konstruiert, enthält jedoch starke Parallelen zum langen Roman Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, leils auf Grund von einem Werke, Aus Karl von Nostiz Leben und Briefwechsel, Dresden und Leipzig, 1848, die beide Dichter als Quelle benützten, teils weil die beiden Werke sich in der Zeitepoche kurz vor der Schlacht bei Jena abspielen. In Ruhe ist die erste Bürgerpflicht 2 ' wird die Maskerade in Form einer Schlittenfahrt erwähnt, in der die Offiziere von den Gensd’armes Zacharias Werners Drama Weihe der Kraft deirb parodierten. Die Szene wird auch im elften Kapitel von Schach von Wuthenow geschildert.
Alexis’ Roman Ruhe ist die erste Bürgerpflicht ist ,gar nichts als pure Zuständigkeit* (Hermann Korff): viele Gestalten werden aus verschiedenen Kulturgebieten kurz eingeführt oder bloß erwähnt, z. B. Adam Müller, Lafontaine, Graf Hoym, Arndt, der Bildhauer Schadow, Nie- buhr, Merckel. Fontane konzentriert sich auf wenige Gestalten der Zeit, darunter der Buchhändler Sander, der auch in Alexis’ Roman erscheint. Beide Dichter benützen historische Gestalten und ihre Taten, um die Dekadenz der Zeit mit dichterischer Freiheit zu symbolisieren. Die Giftmischer Lupinus und Wandel haben als Quelle Ursinus, 1803 verurteilt und Wilster, 1813 verurteilt. Schachs Original Schack, 1763 geboren, war älter und erschoß sich erst 1815, aber diese Gestalt soll die übertriebene Auffassung der Ehre in Friedrichs Armee (,statt der Seele nur noch ein Uhrwerk* 28 ) vertreten. Die Vossische Zeitung dieser Jahre, die Zeitung, für die beide Dichter später als Kritiker arbeiteten, spielt eine Rolle in beiden Werken. Fontanes Erzählung erschien sogar in ihrer ersten Form in dieser Zeitung.
Quitt (1831) spielt sich in Schlesien ab, und der Hauptkonflikt besteht zwischen dem Förster Opitz und einem jüngeren Mann, Lehnert, dem Wilddieb. Opitz war früher Lehnerts strenger und grausamer Vorgesetzter beim Heer während des französisch-preußischen Krieges gewesen. Lehnert erschießt seinen Feind, tut aber später Buße in Amerika. Fontane erwähnt in seinem Aufsatz Alexis’ frühe Erzählung Der Schleichhändler (1823). Hier gibt es einen Konflikt zwischen dem Zollbeamten Hallwyn, einem verarmten Adligen, und einem Schmuggler Uriel, der früher als Soldat im Heer Friedrich II. von Hallwyn, damals seinem Vorgesetzten, schlecht behandelt wurde. Hier gibts endlich ein ,Happy End* — Uriel heiratet Hallwyns Tochter und wird mit seinem Feind
v ersöhnt.
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