Heft 
(1972) 14
Seite
436
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Die Poggenpuhls (1896) bietet auch Parallelen zu Isegrimm. In Alexis Roman macht Isegrimm sich lächerlich durch seine Entschlossenheit, seine drei Töchter mit Aristokraten zu verheiraten. Er hat auch zwei Söhne, die eine sehr kleine Rolle in der Handlung spielen. Die älteste Tochter heiratet einen Schwindler, der sich als Graf ausgibt, die jüngste heiratet einen Mann bürgerlicher Herkunft, nur die mittlere, die kein Interesse an Geburtsansprüchen hat, heiratet zufällig einen echten Adligen. In Die Poggenpuhls ist der Vater schon auf dem Schlachtfeld gefallen. Die drei Töchter, obwohl nicht alle auf ihre adelige Herkunft stolz, sind ihrer doch bewußt. Die zwei Söhne spielen auch hier eine kleinere Rolle. Die literarische Behandlung wirkt viel realistischer und nüchterner. Bei Alexis liegt die Ironie in der Handlung, bei Fontane in der Haltung der Charaktere ihrer Lage gegenüber.

Bei seinem Tode blieb Fontanes historischer Roman Die Likedeeler un­vollendet, aber der Einfluß von Alexis kommt auch hier in Betracht. In einem Brief an Hans Hertz vom 16ten März 1895 schreibt Fontane über den ,neuen Roman:

[er solle] eine Aussöhnung sein zwischen meinem ältesten und romantischsten Balladenstil und meiner modernsten und realistisch­sten Romanschredberei. Den ,Hosen des Herrn von Bredow käme diese Mischung am nächsten, bloß mit dem Unterschiede, daß die ,Hosen, wie es ihnen zukommt, was Humoristisches haben, wäh­rend mein Roman als phantastische und groteske Tragödie gedacht ist 29 .

Mit Recht hat der Willibald-Alexis-Bund, der in den zwanziger und dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts blühte, sich 1937 durch einstim­migen Beschluß in die ,Alexis-Fontane-Gesellschaft für märkisch-berli­nische Literatur umgetauft. Die Namen der beiden Dichter sind untrenn­bar.

Anmerkungen

1 Romane und Erzählungen, hrsg. v. Peter Goldammer, Gotthard Erler u. a., Berlin & Weimar, 1969, Bd. 7, S. 208.

2 Aus dem Nachlaß, hrsg. v. Jos. Ettlinger. Berlin, S. 169-218.

3 L. A. Shears, op. eit. S. 30. Otto Tschirsch, W. Alexis als vaterländischer Dich­

ter und Patriot. Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Ge­schichte, Bd. 12 (2), 1899, S. 225: .so hat doch dieser selbst [Fontane]

erklärt, daß er Häring [Alexis] niemals im Verkehr nahe gestanden und auch seine Werke erst im späteren Alter (näher) kennen gelernt habe.

4 Herbert Sommerfeld. Unbekannte Briefe und Buchbesprechungen Fontanes, Alexis-Fontane-Gesellschaft. Jahrbuch 1937. hrsg. v. Max Ewert und Felix Has­selberg, Berlin 1937, S. 30, 36.

5 Aus dem Nachlaß, op .cit. S. 169 f. Walladmor. Frei nach dem Englischen des Walter Scott. Von W . . .. s, Berlin, 1834 war Alexis erster Erfolg: Alexis war der Verfasser, nicht Übersetzer.

6 Felix Hasselberg,W. Alexis im Urteil Th. Fontanes, Alexis-Fontane-Gesell­schaft. Jahrbuch 1937, S. 37-39. Siehe auch Fontane: Aufzeichnungen zur

Literatur, Berlin & Weimar 1969, S. 31, 41. 49. 85, 208.

7 Shears, op. cit. S. 2. Cabanis, 2. Buch. K. 24.